19.02.2024

Was ist die kommunale Wärmeplanung und wie funktioniert sie?

Die kommunale Wärmeplanung ist ein wichtiger Baustein für das Gelingen der Wärmewende und das Erreichen der Klimaneutralität. Sie soll einen Weg aufzeigen, wie die heute überwiegend auf fossilen Energieträgern basierende Wärmeversorgung (siehe Abbildung 1) auf erneuerbare Energien umgestellt werden kann. Dazu werden die aktuellen Energieverbräuche analysiert und geeignete Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Integration erneuerbarer Energien entwickelt. Im Mittelpunkt der kommunalen Wärmeplanung steht die Frage, was die kostengünstigste und nachhaltigste Lösung für eine klimaneutrale Wärmeversorgung in der Zukunft bzw. im sogenannten Zielszenario ist, welche Brückentechnologien eingesetzt werden können und – mindestens ebenso relevant – mit welchen Maßnahmen dieser Zustand erreicht werden kann.

Anteil Erneuerbare Energien Wärmesektor Verkehrssektor Strom
Abbildung 1: Langsame Entwicklung des Anteils erneuerbaren Energien im Wärmebereich

Für wen ist die kommunale Wärmeplanung relevant?

Das im Januar 2024 in Kraft getretene Wärmeplanungsgesetz bildet die juristische Grundlage für die verpflichtende und systematische Einführung einer flächendeckenden Wärmeplanung im gesamten Bundesgebiet. Für Gemeindegebiete mit mehr als 100.000 Einwohnern ist bis zum 30. Juni 2026 ein Wärmeplan zu erstellen. Für Gemeindegebiete mit weniger als 100.000 Einwohnern gilt eine Frist bis zum 30. Juni 2028. Für Gemeinden mit bis zu 10.000 Einwohnern ist ein vereinfachtes Verfahren der Wärmeplanung möglich. Zusammen mit dem zeitgleich in Kraft getretenen Gebäudeenergiegesetz soll so eine schnellere und zielgerichtetere Wärmewende erreicht werden, mit dem zentralen Ziel, die übergeordneten Klimaschutzziele der Bundesregierung bis spätestens 2045 zu erreichen. Dieses Ziel kann in den einzelnen Bundesländern bereits früher angestrebt werden (z. B. 2040 in Bayern) und hat damit direkten Einfluss auf die kommunale Wärmeplanung.

Die Transformation erfordert neben technischen Lösungen auch eine strategische Steuerung und Verzahnung verschiedener kommunaler Bereiche, beispielsweise zwischen Umweltreferat und Stadtplanung, sowie die Integration verschiedener Akteure (z. B. regionale Versorger:innen oder Wohnungsbaugesellschaften). Vor dem Hintergrund der umfassenden Maßnahmen, die einen politischen Beschluss und eine anschließende Umsetzung in nahezu allen Gebäuden erfordern, ist ein frühzeitiger Start der kommunalen Wärmeplanung sinnvoll.

Wie läuft eine kommunale Wärmeplanung ab?

Die kommunale Wärmeplanung lässt sich in verschiedene Schritte unterteilen, welche im Folgenden kurz vorgestellt werden.

Eignungsprüfung

Zu Beginn erfolgt eine Untersuchung des geplanten Gebiets auf Teilgebiete, welche sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht für eine Versorgung durch ein Wärmenetz oder ein Wasserstoffnetz eignen. In den identifizierten Gebieten lässt sich anschließend eines verkürzte Wärmeplanung durchführen.

Bestandsanalyse

Im Zuge der Bestandsanalyse werden als Grundlage für die weitere Bearbeitung der derzeitige Wärmebedarf oder Wärmeverbrauch des beplanten Gebiets inklusive der eingesetzten Energieträger, die vorhandenen Wärmeerzeugungsanlagen und die für die Wärmeversorgung relevanten Energieinfrastrukturen aufbereitet. Hierbei wird für den Status Quo der Wärmeversorgung eine Treibausgasbilanz erstellt.

Analyse der lokalen Potenziale

Im Zuge der Potenzialanalyse erfolgt eine quantitative und räumlich differenzierte Ermittlung der im beplanten Gebiet vorhandenen Potenziale zur Erzeugung von Wärme aus erneuerbaren Energien (z.B. Wärmepumpen), zur Nutzung unvermeidbarer Abwärme und zur zentralen Wärmespeicherung unter Berücksichtigung bekannter Restriktionen. Die Potenzialanalyse bestimmt nicht den Umfang, in dem bestimmte Technologien zukünftig zum Einsatz kommen, sondern limitiert diesen. Die am besten geeigneten Lösungen für die Wärmeversorgung werden in den folgenden Schritten bestimmt.

Einteilung in Wärmversorgungsgebiete

Die Ergebnisse der Bestands- und Potenzialanalyse werden so miteinander verschnitten, dass die beplanten Gebiete in voraussichtliche Wärmeversorgungsgebiete mit entsprechenden Wärmeversorgungsarten eingeteilt werden können, um eine kostenoptimale und versorgungssichere erneuerbare Wärmeversorgung zu ermöglichen. Dabei wird zwischen netzbasierten Versorgungsgebieten (Wärme- oder Wasserstoffnetz), Gebieten für die dezentrale Wärmeversorgung und Gebieten mit erhöhtem Energieeinsparpotenzial unterschieden.

Entwicklung und Beschreibung eines Zielszenarios

Im Rahmen des Zielszenarios wird die langfristige Entwicklung der Wärmeversorgung für das beplante Gebiet als Ganzes erarbeitet. Dies geschieht im Einklang mit der Einteilung der voraussichtlichen Wärmeversorgungsgebiete und der Darstellung der Wärmeversorgungsarten für das Zieljahr. Das Zielszenario beschreibt, wie das Ziel einer auf erneuerbaren Energien oder der Nutzung von unvermeidbarer Abwärme basierenden Wärmeversorgung im beplanten Gebiet erreicht werden soll. Dazu wird eine Simulation (z.B. mit dem FfE-Wärmetransformationstool) durchgeführt, welche die Transformation und die Entwicklungen (z.B. Endenergieverbräuche, Treibhausgasemissionen, Anteil der Gebäude mit Wärmenetzanschluss) bis zum Erreichen der klimaneutralen Wärmeversorgung ermittelt.

Entwicklung einer Umsetzungsstrategie mit Maßnahmen zur Erreichung des Zielszenarios

Auf Grundlage der Bestandsanalyse sowie der Potenzialanalyse und im Einklang mit dem Zielszenario wird in diesem Arbeitsschritt eine Umsetzungsstrategie mit zu realisierenden Maßnahmen entwickelt, mit denen das Ziel der Versorgung mit ausschließlich aus erneuerbaren Energien oder aus unvermeidbarer Abwärme erzeugter Wärme bis zum Zieljahr konkret erreicht werden kann. Die Maßnahmen werden dabei anhand verschiedener Kriterien aufbereitet und priorisiert und in einem Maßnahmenkatalog zusammengefasst (s. Abbildung 2).

 

Steckbrief Maßnahme Umsetzung Wärmeplanung
Abbildung 2: Beispiel für einen Maßnahmensteckbrief im Maßnahmenkatalog

Zur Ermöglichung einer konsistenten sowie zeitlich abgestimmten Projektbearbeitung aller involvierten Akteur:innen ist ein fortlaufendes Projektmanagement unerlässlich. Hierbei ist es je nach Größe der Kommune empfehlenswert, Arbeitsgruppen und Lenkungskreise für die zielgerichtete Projektbearbeitung festzulegen.

Neben den inhaltlichen Schritten spielt die Akteursbeteiligung eine zentrale Rolle bei der Entwicklung einer erfolgreichen kommunalen Wärmeplanung. Hierbei werden verschiedene Interessengruppen und Akteur:innen in den Planungsprozess einbezogen, um deren Perspektiven, Bedürfnisse und Fachkenntnisse zu berücksichtigen. Hierzu zählen beispielsweise interessierte Bürger:innen, lokale Unternehmen, die kommunale Verwaltung oder politische Entscheidungsträger:innen. Mit Hilfe einer transparenten Kommunikation trägt die Akteursbeteiligung nicht nur zu einer höheren Akzeptanz der Maßnahmen bei, sondern fördert auch eine effiziente und erfolgreiche Umsetzung der Wärmeplanung. Hierfür eignen sich beispielsweise öffentlichkeitswirksame Auftakt-, Zwischen- oder Abschlussveranstaltungen.

Abseits dieser notwendigen Arbeitsschritte sind weitere Maßnahmen sinnvoll. Hierzu zählen beispielsweise die Erarbeitung einer Kommunikationsstrategie, das Aufsetzen eines Controlling-Konzeptes zur Sicherstellung eines regelmäßigen Monitorings oder die Erarbeitung einer Verstetigungsstrategie, um zukünftige Verantwortlichkeiten und dafür benötigte Kompetenzen klar zu definieren.

Wo kann die FfE Sie unterstützen?

Die Forschungsstelle für Energiewirtschaft unterstützt Sie gerne bei der Durchführung ihrer Wärmeplanung. Dabei greifen wir stets auf unser Expertenwissen sowie relevante Forschungsergebnisse zurück und ermöglichen so wertvolle Einblicke in innovative Technologien, bewährte Praktiken und eine ganzheitliche Betrachtung der Wärmeversorgung. Dadurch sind wir in der Lage, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln sowie die spezifischen Anforderungen und Potenziale ihrer Kommune optimal zu berücksichtigen.

In Abbildung 3 ist die von der FfE vorgeschlagene Struktur der Projektbearbeitung zeitlich gestaffelt dargestellt. Diese enthält die oben genannten Arbeitsschritte sowie die belegleitende Öffentlichkeits- und Arbeitsgruppenarbeit.

Ablauf Schritte Wärmeplanung
Abbildung 3: Beispielhafter zeitlicher Projektablauf einer kommunalen Wärmeplanung

Diese Struktur kann individuell auf die vor Ort geltenden Gegebenheiten angepasst werden. Neben den inhaltlichen und technischen Schritten der Wärmeplanung übernehmen wir das Projektmanagement und führen öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen sowie regelmäßige Workshops durch, um das Verständnis der lokalen Akteur:innen zu vertiefen und die erfolgreiche Umsetzung der Wärmeplanung zu fördern. Eine enge Zusammenarbeit zwischen der Kommune und der FfE ist somit der Schlüssel zur Entwicklung eine klimaneutralen Wärmeversorgung auf kommunaler Ebene.