NEIS Konferenz 2023 – Zwei Beiträge der FfE zum Thema Elektromobilität
Die seit 2013 jährlich stattfinde NEIS Konferenz veranstaltet durch die Helmut Schmidt Universität, wurde dieses Jahr am 04. – 05.09.2023 in Hamburg abgehalten. Dabei war die FfE mit zwei wissenschaftlichen Beiträgen zu aktuellen Forschungsfragen aus verschiedenen Bereichen der Elektromobilität bei der Tagung vertreten und stellte Methoden und Ergebnisse der Elektromobilitätsprojekte BDL und unIT-e² vor. Adrian Ostermann stellte die Ergebnisse der Veröffentlichung „Bidirectional Electric Vehicles Field Trial Data Set“ vor, während Patrick Dossow über die Arbeit „Smart e-mobility: user potential in Germany today and in the fu-ture“ referierte, welche im Nachgang zur Konferenz im Rahmen des Tagungsbandes im VDE Verlag / IEEE Xplore veröffentlich werden.
Bidirectional Electric Vehicles Field Trial Data Set
Adrian Ostermann, Theodor Haug, Helena Hahne und Michael Hinterstocker
Freiverfügbare Datensätze zum Laden von Elektrofahrzeugen beschränken sich meist auf das unidirektionale Laden im öffentlichen Raum oder am Arbeitsplatz und decken nur selten das unidirektionale Laden in Privathaushalten ab. Diese Arbeit veröffentlicht den ersten offenen Datensatz für bidirektionales Laden an Einfamilienhäusern, die entsprechenden Leistungsdaten des Netzanschlusspunktes und, falls vorhanden, der PV-Anlage in 15-Minuten-Auflösung. Der erste Teil der Veröffentlichung beschreibt den Datensatz und die Metainformationen. Der zweite Teil analysiert einige der gemessenen Werte und gibt Kennzahlen zu den Energiemengen oder dem Ansteckverhalten an. Die veröffentlichten Daten sollen es anderen Wissenschaftlern ermöglichen, ihre Analysen zum bidirektionalen Laden durchzuführen oder ihre Modellannahmen und Ergebnisse zu validieren.
Smart e-mobility: User potential in Germany today and in the future
Patrick Dossow, Kirstin Ganz, Dr. Timo Kern
Zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors ermöglicht die intelligente Steuerung des Ladevorgangs von Elektrofahrzeugen die gezielte Integration der Elektromobilität. Die Anwendungsfälle solcher intelligenter Ladeprozesse reichen von der lokalen Selbstoptimierung (PV-optimiertes Laden, Peak Shaving) über die Teilnahme am Spotmarkt (Day-Ahead- oder Intraday-Handel) bis hin zu systemstabilisierenden Maßnahmen (Redispatch, Balancing Services).
Um einen Beitrag zur aktuellen Forschung zu leisten, wird in diesem Beitrag ein neuartiger Ansatz zur Ermittlung sogenannter Nutzerpotenziale vorgestellt, d.h. der Anzahl von Fahrzeugnutzern, die grundsätzlich für die Durchführung eines bestimmten Anwendungsfalls in Frage kommen. Diese Zahl ist unabhängig von der tatsächlich verfügbaren Anzahl an Elektrofahrzeugen und bezieht sich lediglich auf die Voraussetzungen und Möglichkeiten je Anwendungsfall. Zwei Arten von Nutzerpotenzialen werden für ein Basisjahr (2021) und ein Zukunftsjahr (2030) für Deutschland mit spezifischen Methoden für zehn Anwendungsfälle berechnet.
Die sich ergebenden Nutzerpotenziale für das Jahr 2021 sind relativ hoch im Verhältnis zur aktuellen Zahl der in Deutschland zugelassenen Elektrofahrzeuge. Für das Jahr 2030 steigen nahezu alle Nutzerpotenziale an. Die größten Zuwächse ergeben sich für den Day-Ahead-Markt. Der Anwendungsfall Day-Ahead-Markthandel zeigt das höchste Nutzerpotenzial mit mindestens 5,2 Millionen anwendbaren Elektrofahrzeugnutzern. Optimierte PV-Selbstoptimierung und Peak Shaving ergeben ebenfalls Potenziale von deutlich über 1 Mio. Elektrofahrzeugnutzern. Andere Anwendungsfälle, wie z.B. alle Intraday-Märkte oder Balancing Services, weisen eher geringe Nutzerpotenziale auf. Alle weiteren Erkenntnisse sowie die angewandte Methodik finden sich in der Veröffentlichung.