Energieeffizienz und Flexibilität in der Industrie
Im Jahr 2010 startete das erste Energieeffizienz-Netzwerk der FfE. Seitdem wurden neun weitere Netzwerke gegründet, welche von der FfE als energietechnische Berater betreut werden. Die Ergebnisse der Netzwerkteilnehmer haben gezeigt, dass das Thema Energieeffizienz in diesen Unternehmen im Fokus steht bzw. deutlich an Bedeutung gewonnen hat. Der Durchschnitt der Wirtschaft erzielt eine jährliche Energieeffizienzsteigerung von im Mittel 0,8 %, die Netzwerkteilnehmer erreichten bisher um Faktor 3 höhere Ergebnisse: Eine Energieeffizienzsteigerung von im Mittel 2,4 % pro Jahr.
Hier könnte unterstellt werden, dass diese hohen Einsparungen in den Unternehmen bisher nur durch einfache Maßnahmen, sogenannte „low hanging fruits“, umgesetzt wurden. Dies ist nicht so: Ein Großteil der beteiligten Industrieunternehmen hat sich auch vor der Netzwerkteilnahme bereits mit der Energieeffizienzsteigerung intensiv beschäftigt und Maßnahmen realisiert.
Während anfangs häufig einfachere Maßnahmen umgesetzt werden, steigt die Komplexität der Maßnahmen, je länger man sich mit dem Thema Energie beschäftigt und je tiefer man in die Thematik einsteigt. Das Know How der Mitarbeiter wird durch den regelmäßigen Erfahrungsaustausch bei den Netzwerktreffen kontinuierlich erweitert.
Die Auswertung der umgesetzten Maßnahmen im Rahmen der Netzwerke zeigt sowohl absolute als auch relative Einsparungen je Energieträger sowie je Technologie. Der bisherige Fokus der Netzwerke lag auf der Energieeffizienzsteigerung. Um auch zukünftige Anforderungen bestmöglich meistern zu können, wurde in der Roadmap des Projektes DSM Bayern empfohlen, im Rahmen von Energieaudits eine Potenzialprüfung hinsichtlich von Flexibilität durchzuführen und die Netzwerke um das Thema Flexibilität zu erweitern. Eine Flexibilisierung von Lasten oder Eigenerzeugungsanlagen nimmt im Hinblick auf die zukünftige Energieversorgung und somit auch auf die Versorgungssicherheit einen immer höheren Stellenwert ein. Am häufigsten für eine Flexibilisierung genutzt werden stromintensive Prozesse, da diese eine im Verhältnis zu anderen Anlagen hohe Leistung aufweisen. Beispielsweise zählen hierzu die Chlorelektrolyse, die Aluminiumelektrolyse, der Lichtbogenofen zur Stahlherstellung, Holzschleifer oder Refiner in der Papierindustrie, Glasschmelzen oder Roh- und Zementmühlen in der Zementindustrie.
Diese Referenzprozesse werden derzeit im Rahmen des Kopernikus Projektes SynErgie durch die FfE nochmals im Detail hinsichtlich Flexibilisierung betrachtet. Anhand von drei typischen Anforderungsprofilen wird untersucht, welchen Beitrag industrielle Flexibilitäten zur Energieversorgung und Versorgungssicherheit leisten können. Bei einem vermehrten Einsatz von Flexibilität muss jedoch berücksichtigt werden, dass dies gegebenenfalls Einfluss auf die Energieeffizienz des Prozesses oder der Anlage haben kann. Anhand von Beispielen wird gezeigt, wie hoch der Einfluss auf die Energieeffizienz in Abhängigkeit der Abrufhäufigkeit sein kann.
Weitere Informationen:
- The role of aggregators in facilitating industrial demand response: Evidence from Germany
- Das Kopernikus-Projekt SynErgie
- Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
- Zeitlich und regional aufgelöstes industrielles Lastflexibilisierungspotenzial als Beitrag zur Integration Erneuerbarer Energien