19.12.2023 | Pressemeldung

Haushaltsnahe Flexibilitäten: Schlüssel zur nachhaltigen Energiewende

In der am 09.12.23 veröffentlichten Studie „Haushaltsnahe Flexibilitäten nutzen“, hat die FfE in Kooperation mit Agora Energiewende die Nutzung von Flexibilitäten in privaten Haushalten für das Energiesystem untersucht. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Mobilisierung dieser Ressourcen einen entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Transformation des Energiesektors leisten kann.

Großes Flexibilitätspotenzial von Haushalten:

Zusätzliche Verbraucher wie Elektrofahrzeuge, Wärmepumpen und Batteriespeicher führen nicht nur zu einer erhöhten Stromnachfrage, sondern ermöglichen auch eine hohe Flexibilität. Durch die fortschreitende Digitalisierung des Stromsystems und geeigneten Anreizsysteme kann diese Flexibilität genutzt werden, um Nachfrage und Erzeugung zusammenzuführen. Im Jahr 2035 könnte somit ein zeitlich verschiebbarer Verbrauch von 100 Terawattstunden erreicht werden. Dies entspricht mehr als 10 % des angenommenen Gesamtstromverbrauchs in Deutschland [1]. Elektrofahrzeuge spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie durch flexible Ladezeiten und bidirektionales Laden mehr als die Hälfte der verfügbaren haushaltsnahen Flexibilität bereitstellen (vgl. Abbildung 1).

Flexibilitätserschließung lohnt sich trotz höherem Netzausbaubedarf:

Die Nutzung der haushaltsnahen Flexibilität trägt maßgeblich dazu bei, den Bedarf an konventionellen Kraftwerken, Großbatterien und Brennstoffen zu reduzieren. Obwohl die Kosten für den notwendigen Verteilnetzausbau durch die Flexibilisierung sich mehr als verdoppeln können, sind sie im Vergleich zu den eingesparten Kosten deutlich geringer.

Effiziente Entlastung der Verteilnetze durch dynamische Netzentgelte:

Die Einführung dynamischer Netzentgelte reduziert die zusätzlichen Netzausbaukosten bis 2035 um bis zu 45 %. Dies begrenzt das Tempo des erforderlichen Netzausbaus auf das bisherige Niveau. Trotzdem stehen dem Markt weiterhin 90 % der Flexibilität zur Verfügung.

Eine niedrigere Stromrechnung für Kund:innen:

Haushalte, die ihre Flexibilität nutzen, können fast die Hälfte der Strombeschaffungskosten einsparen. Diese aktive Beteiligung trägt nicht nur zur besseren Integration erneuerbarer Energien bei, sondern senkt auch insgesamt die Strompreise, wovon auch unflexible Haushalte profitieren. Geht man von dem heutigen Niveau der Netzentgelte aus, können durch eine Dynamisierung diese für flexible Kunden um etwa 11 % reduziert werden.

Abbildung 1: Summenlastgang der flexiblen Verbrauchseinrichtungen für das Szenario mit geringer Flexibilisierung (lowFlex) und hoher Flexibilisierung (Flex) und die Börsenstrompreise aus dem Szenario Flex im Jahr 2035 gemittelt auf einen Tag

Die Studie legt somit nahe, dass haushaltsnahe Flexibilitäten einen essenziellen Hebel für eine effiziente und nachhaltige Energiewende darstellen. Des Weiteren wird in der Studie untersucht, inwieweit durch die Leistungslimitierung nach §14a EnWG der Netzausbaubedarf verschoben werden kann und welche Rückwirkungen sich dadurch auf Verbraucher:innen ergeben.

Weitere Informationen

 

Literatur

[1] Agora Energiewende & Prognos AG & Consentec GmbH Consulting (2022): Klimaneutrales Stromsystem 2035. Wie der deutsche Stromsektor bis zum Jahr 2035 klimaneutral werden kann. https://www.agora-energiewende.de/veroeffentlichungen/klimaneutrales-strom-system-2035/.