H2-Reallabor Burghausen / ChemDelta Bavaria
Im Forschungsprojekt H2-Reallabor Burghausen – ChemDelta Bavaria werden Lösungen erarbeitet, wie die chemische Industrie die Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise realisieren kann. Wasserstoff kann hierbei eine entscheidende Rolle spielen, denn er kommt als Ersatzstoff für fossile Grundstoffe in der chemischen Industrie infrage und könnte so schwer zu vermeidende CO2-Emissionen senken. So haben sich 35 namhafte Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft haben sich für dieses gemeinsame Ziel in einem 4-jährigen Projekt zusammengeschlossen, das vom BMBF als Leuchtturmprojekt mit 39 Mio. € gefördert wird [1].
Motivation
Der Freistaat Bayern hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2040 und damit 5 Jahre früher als die Bundesrepublik Deutschland klimaneutral zu werden [2]. Zum Freistaat Bayern gehört natürlich auch das ChemDelta Bavaria, das als größter Chemiestandort Bayerns seinen Bedarf an Grundstoffen und Energie heute noch zu einem großen Teil aus fossilen Quellen bezieht, die Treibhausgasemissionen verursachen. Um das gesellschaftliche Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, gibt es also noch viel zu tun.
Die Transformation des ChemDelta hin zu einem nachhaltigen Wirtschaftsstandort erfordert große Tatkraft und Anstrengungen von allen Beteiligten. Die Transformation wird nur gelingen, wenn sowohl übergeordnet Synergien identifiziert als auch die Bedarfe in ihrer Gesamtheit ermittelt werden. Hier fehlt es an den Standorten des Bayerischen Chemiedreiecks neben einer konsolidierten Transformationsstrategie bezüglich der zukünftigen Energieversorgung auch im Speziellen an Konzepten zur Transformation der verschiedenen Produktionspfade. Deshalb muss ein Konzept zur Sicherung des Energiebedarfs aufgestellt und eine Transformations-Roadmap erstellt werden, um zielgerichtet auf Politik, Netzbetreiber und Standortleiter zugehen zu können.
Zielsetzung
Um nicht lediglich Symptome der anstehenden Problematiken zu bearbeiten, sondern proaktiv die Transformation gemeinsam anzugehen wurde ein umfangreiches Konzept entwickelt. Übergeordnet ist eine detaillierte Systembetrachtung der Region geplant. Hierzu sollen letztendlich mehrere mögliche Entwicklungspfade modelliert werden und unter Einbeziehung von Potenzial- und Marktstudien sowie Ökobilanzen eine ganzheitliche Roadmap zur Transformation der Region aufgestellt werden. Darüber sollen in konkreten Anwendungsfällen neue Technologien aufgebaut und weiterentwickelt werden.
Projektstruktur
Um die einzelnen bereits bestehenden Wertschöpfungsketten an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen, werden in sechs technologisch-fokussierten Arbeitspaketen (AP 2 bis 7) explizite Problemstellungen der Chemischen Industrie bearbeitet. Hierbei geht es insbesondere um die Umstellung auf Strom-/Wasserstoffbasierte Prozesse, Implementierung und Machbarkeitsuntersuchungen bezüglich einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft und die Sicherstellung der Versorgung des Standortes mit Basischemikalien (Abbildung 2). Das übergeordnete Arbeitspaket 1 spannt den Rahmen über die technologisch-fokussierten Arbeitspakete 2 bis 7, indem das Bayerische Chemiedreieck systemisch und ganzheitlich betrachtet wird, stoffliche und energetische Abhängigkeiten sowie Synergiepotenziale aufgezeigt und Szenarien für die zukünftige Entwicklung des Chemiestandorts erarbeitet werden. Die Ergebnisse münden in einer übergeordneten Roadmap zur nachhaltigen Transformation der chemischen Industrie im ChemDelta Bavaria.
FfE-Inhalte im Projekt
Die FfE beteiligt sich am H2-Reallabor Burghausen im übergeordneten Arbeitspaket 1 und fokussiert sich insbesondere auf die Erstellung eines Modells für den globalen Wasserstoffhandel. Die weltweite regionale Wasserstoffnachfrage und Produktionspotenziale werden erfasst und in ein globales Angebots- und Nachfragemodell überführt. Daraus lassen sich die Importpreise nach Europa unter Einbeziehung des außereuropäischen Handels sowie unter Berücksichtigung verschiedener Transporttechnologien, -optionen und -routen beziffern. Außerdem entwickelt die FfE Grundlagen für eine konsolidierte Roadmap für die wasserstoffbasierte Transformation der chemischen Industrie.
Projektpartner
Die Projektpartner kommen aus der Wissenschaft (Technische Universität München, Technische Hochschule Rosenheim, Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg, Bauhaus Luftfahrt und Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V.) und der Industrie (Unternehmen in der Region, wie z.B. Wacker Chemie AG, OMV Deutschland GmbH, InfraServ GmbH&Co Gendorf KG und Westlake Vinnolit, aber auch Spezialunternehmen aus ganz Deutschland wie z.B. PlasmaAir AG und ESy-Labs GmbH). In Abbildung 1 sind die Projektpartner übersichtlich zusammengefasst.
Förderung
Das Forschungsprojekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert (Förderkennzeichen: 03SF0705D).
Weitere Informationen
- H2-Reallabor – Reallabor Burghausen (reallabor-burghausen.de)
- Erfolgreicher Start des Wasserstoff-Reallabors Burghausen mit 35 Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft – FfE
Literatur
[1] H2-Reallabor – Reallabor Burghausen. In: https://www.reallabor-burghausen.de/h2-reallabor/. (Abruf am 16.02.2024), Burghausen: Reallabor Burghausen – ChemDelta Bavaria gGmbH, 2024.
[2] Bayerisches Klimaschutzgesetz (BayKlimaG) vom 23. November 2020 (GVBl. S. 598, 656, BayRS 2129-5-1-U), das zuletzt durch § 1 des Gesetzes vom 23. Dezember 2022 (GVBl. S. 704) geändert worden ist. München: Landtag des Freistaates Bayern, 2022.