Wie steht es um den deutschen Smart-Meter Rollout?
Auswertungen der Ausstattungsquoten am Stichtag 31. Dezember 2024
Der Smart Meter Rollout wurde bereits seit Jahren von der europäischen Union als Voraussetzung für die Energiewende identifiziert [1]. Die Entwicklung des deutschen intelligenten Messsystems (iMSys – bestehend aus Smart Meter Gateway und moderner Messeinrichtung) hat sich im Vergleich zu Nachbarländern zwar verspätet, doch seit letztem Jahr kommt eindeutig Schwung in den Rollout. Im September 2024 wurde die symbolische Marke der Million installierten iMSys erreicht [2].
Gemäß § 45 des Messstellenbetriebsgesetzes (MsbG) veröffentlicht die Bundesnetzagentur quartalsweise Zahlen zum Stand des deutschen Smart Meter Rollouts [3]. Wir planen, die Entwicklung der Rollout Zahlen in regelmäßigen Newsbeiträgen zu dokumentieren und zu kommentieren.
Pflichteinbaufälle für iMSys
Aktuell sind nur ein Teil der rund 53 Mio. Messlokationen von dem Smart Meter Rollout betroffen. Endkunden, welche entweder einen jährlichen Verbrauch von 6.000 bis 100.000 kWh haben, oder eine steuerbare Verbrauchseinrichtung nach § 14a EnWG besitzen, müssen mit einem iMSys ausgestattet werden. Aktuell entsprechen knapp 4,6 Mio. Messlokationen (9 %) in Deutschland einem Pflichteinbaufall zur Ausstattung mit iMSys.
Die Verantwortung für die Installation des iMSys liegt dabei bei dem grundzuständigen Messstellenbetreiber (gMSB). Darüber hinaus haben Kund:innen die Möglichkeit, einen freiwilligen Einbau des iMSys zu beantragen. In diesem Fall kann die Installation entweder durch gMSB oder durch wettbewerbliche MSB (wMSB) erfolgen.
Das MsbG schreibt einen Rollout-Fahrplan vor, welcher gMSB zur Einhaltung von Rollout-Quoten mit Bezug auf den Pflichteinbaufällen verpflichtet. So müssen zum Beispiel bis zum Ende 2025 20 % aller Pflichteinbaufälle mit einem iMSys ausgestattet werden. Bis 2032 sollen 90 % erreicht werden.
Auswertungen der Daten der Bundesnetzagentur
Die Zahlen der Bundesnetzagentur beziehen sich nur auf die Pflichteinbaufälle und betreffen somit nur die gMSB. Für Q4 2024 wurden Daten von 826 der insgesamt 875 gMSB erfasst.
Kombiniert haben diese am 31. Dezember 2024 knapp 640.000 iMSys installiert, was einer Ausstattungsquote von 13,9 % entspricht. Auf den ersten Blick erscheint somit die 20 % Ausstattungsquote bis Ende 2025 als ein ehrgeiziges aber erreichbares Ziel.
Messlokationen | Installierte iMSys | Quote | |
Pflichteinbaufälle (gMSB) | 4.596.673 | 639.189 | 13,91 % |
Ganz Deutschland (alle MSB) | 53.215.269 | 1.158.745 | 2,18 % |
Tabelle 1: Eckpunkte des deutschen Smart Meter Rollout, Stichtag 31.12.2024 [3]
Allerdings sind extreme Unterschiede zwischen den Messstellenbetreibern erkennbar. Wie in Abbildung 1 zu sehen, hatten Ende 2024 mehr als die Hälfte der deutschen gMSB kein einziges iMSys installiert. Am anderen Ende des Spektrums haben 44 gMSB bereits jetzt eine Ausstattungsquote von über 20 %, drei von ihnen bewegen sich sogar im Bereich 80 – 100 %.
Wie auch von der Bundesnetzagentur identifiziert, sind diese Unterschiede stark mit der Größe der gMSB korreliert [3]. So liegt die Ausstattungsquote bei gMSB, die über 500.000 Messlokation betreiben, im Schnitt bereits bei 19,9 %. Bei gMSB mit weniger als 30.000 Messlokationen liegt sie dagegen bei gerade 3,1 %.
Fazit und Ausblick
Generell ist erkennbar, dass die Digitalisierung insbesondere für kleine Stadtwerke eine Herausforderung darstellt. Leider sind Verzögerungen bei dem Smart Meter Rollout sowohl für Endkunden als auch aus Energiesystemperspektive äußerst problematisch.
Wir warten gespannt, ob die betroffenen Messstellenbetreiber bis zum Ende des Jahres ihre Ausstattungsziele erreichen können und wie die Bundesnetzagentur andernfalls reagieren wird. Möglich wäre zum Beispiel, dass der Smart Meter Rollout den Wegfall zahlreicher kleiner Marktakteure bewirken oder beschleunigen wird und sich der Markt auf eine reduzierte Anzahl größerer Akteure konzentrieren wird, wie dies in den meisten europäischen Ländern bereits der Fall ist.
Ebenfalls interessant ist die Frage der freiwilligen Einbaufälle. Tatsächlich liegt der Smart Meter Rollout in Deutschland, wenn man alle Messlokationen betrachtet, aktuell nur knapp über 2 %. Um die Energiewende voranzutreiben, sollten auch Kunden für die keine Einbaupflicht gilt, unkompliziert mit einem iMSys ausgestattet werden – zum Beispiel um von dynamischen Tarifen zu profitieren und so einen kritischen Beitrag zur Integration erneuerbarer Energien in das Energiesystem und zur Glättung der Energiepreise zu leisten.
Für den Einbau eines iMSys außerhalb der Einbaupflicht dürfen MSB nach § 35 MsbG, neben den jährlichen Kosten für den iMSys-Betrieb ein einmaliges Entgelt verlangen. Aktuell verlangen viele MSB für einen vorzeitigen Einbau deutlich mehr als die im MsbG definierte Preisobergrenze von 100€. Auch hier ist abzuwarten, wie sich der Regulator in den nächsten Monaten oder Jahren positionieren wird, um die Interessen aller Akteure zusammenzubringen und den Rollout zu beschleunigen.
Die FfE verfolgt das Thema aktiv, da viele Entwicklungen, an denen wir in unseren Forschungsprojekten wie zum Beispiel BDL-Next mit unseren Partnern arbeiten, nur unter der Voraussetzung einer ausreichenden Digitalisierung tatsächlich massenfähig sein werden. Aus diesem Grund untersuchen wir auch stets die Entwicklungen in anderen europäischen Ländern. Bei Fragen zu intelligenten Messsystemen in Deutschland oder im Ausland stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.