22.07.2025

Wie steht es um den deutschen Smart-Meter Rollout?

Auswertungen der Ausstattungsquoten am Stichtag 31. März 2025

Der Smart Meter Rollout wurde bereits seit Jahren von der europäischen Union als Voraussetzung für die Energiewende identifiziert [1]. Die Entwicklung des deutschen intelligenten Messsystems (iMSys – bestehend aus Smart Meter Gateway und moderner Messeinrichtung) hat sich im Vergleich zu Nachbarländern zwar verspätet, doch seit letztem Jahr kommt eindeutig Schwung in den Rollout. Im September 2024 wurde die symbolische Marke der Million installierten iMSys erreicht [2].

Gemäß § 45 des Messstellenbetriebsgesetzes (MsbG) veröffentlicht die Bundesnetzagentur quartalsweise Zahlen zum Stand des deutschen Smart Meter Rollouts [3]. Wir planen, die Entwicklung der Rollout Zahlen in regelmäßigen Beiträgen zu dokumentieren und zu kommentieren.

Dies ist der zweite Beitrag dieser Serie, in dem Ausstattungszahlen am Stichtag 31.03.2025 analysiert und mit denen von Q4 2024 verglichen werden. Hier geht es zum ersten Beitrag. 

Inhalte der Beitragsreihe „Wie steht es um den deutschen Smart-Meter Rollout?:

  1. Wie steht es um den deutschen Smart-Meter Rollout? (Auswertungen der Ausstattungsquoten am Stichtag 31. Dezember 2024)
  2. Wie steht es um den deutschen Smart-Meter Rollout? (Auswertungen der Ausstattungsquoten am Stichtag 31. März 2025)

Pflichteinbaufälle für iMSys

Aktuell ist nur ein Teil der rund 54 Mio. Messlokationen von dem Smart Meter Rollout betroffen. Endkunden, welche entweder einen jährlichen Verbrauch von 6.000 bis 100.000 kWh haben oder eine steuerbare Verbrauchseinrichtung nach § 14a EnWG besitzen, müssen mit einem iMSys ausgestattet werden. Aktuell entsprechen knapp 4,6 Mio. Messlokationen (9 %) in Deutschland einem Pflichteinbaufall zur Ausstattung mit iMSys. Die Verantwortung für die Installation des iMSys liegt dabei bei dem grundzuständigen Messstellenbetreiber (gMSB).  

Darüber hinaus haben Kund:innen die Möglichkeit, einen freiwilligen Einbau des iMSys zu beantragen. In diesem Fall kann die Installation entweder durch gMSB oder durch wettbewerbliche MSB (wMSB) erfolgen. 

Das MsbG schreibt einen Rollout-Fahrplan vor, welcher gMSB zur Einhaltung von Rollout-Quoten mit Bezug auf den Pflichteinbaufällen verpflichtet. So müssen zum Beispiel bis zum Ende 2025 20 % aller Pflichteinbaufälle mit einem iMSys ausgestattet werden. Bis 2032 sollen 90 % erreicht werden. 

Auswertungen der Daten der Bundesnetzagentur

Die Zahlen der Bundesnetzagentur beziehen sich auf die Pflichteinbaufälle und betreffen somit nur die gMSB. Für Q1 2025 wurden Daten von 835 der insgesamt 851 gMSB erfasst. 

Am Stichtag 31.03.2025 haben die gMSB insgesamt 700.000 iMSys installiert, was einer Ausstattungsquote von 15,1 % für Pflichteinbaufälle entspricht. Ende 2024 lag dieser Wert noch bei 639.000 bzw. 13,9 %.  

Die Ausstattungsquote ist der Quotient aus installierten iMSys und Messlokationen für Pflichteinbaufälle. Wie der Spalte „Messlokationen“ in Tabelle 1 zu entnehmen ist, steigt neben der Anzahl an installierten iMSys auch die Anzahl an Pflichteinbaufällen – bspw. durch neu installierte PV-Anlagen. Somit ist weiterhin eine Beschleunigung des Rollout-Tempos notwendig, um bis Ende 2025 im nationalen Durchschnitt die im MsbG definierte 20 %-Marke aller Pflichteinbaufälle zu erreichen.  

  Messlokationen  Installierte iMSys  Quote 
Stichtag 31.12.2024  4.596.673  639.189  13,9 % 
Stichtag 31.03.2025  4.636.895  700.624  15,1 % 

Tabelle 1: Vergleich des Stands der Pflichteinbaufälle (gMSB) an den Stichtagen 31.12.2024 und 31.03.2025 [3] 

Außerdem sind extreme Unterschiede zwischen den gMSB erkennbar (siehe Abbildung 1). Ende 2024 hatten mehr als 340 deutsche gMSB kein einziges iMSys installiert. Am Stichtag 31.03.2025 hat sich diese Zahl auf 272 reduziert, was einem Rückgang um 20 % entspricht.  

Dennoch liegen aktuell noch 446 gMSB unter 2% Ausstattungsquote. Bei diesen gMSB ist es zunehmend unwahrscheinlich, dass sie die Ausstattungsquote von 20 % bis Ende 2025 erreichen. Am anderen Ende des Spektrums haben 57 gMSB bereits jetzt eine Ausstattungsquote von über 20 % – 15 mehr als Ende 2024. 

Abbildung 1: Rollout-Quoten der deutschen Messstellenbetreiber (aufsteigend sortiert), Stichtag 31.03.2025 [3] 

Wie auch von der Bundesnetzagentur identifiziert und bereits im letzten Beitrag erwähnt, sind diese Unterschiede stark mit der Größe der gMSB korreliert [3]. So liegt die Ausstattungsquote bei gMSB, die über 500.000 Messlokation betreiben, im Schnitt bereits bei 20,4% (Ende 2024, 19,9 %). Bei gMSB mit weniger als 30.000 Messlokationen liegt sie dagegen bei 4,6% (Ende 2024, 3,1 %). 

Auswertung der freiwilligen Einbaufälle 

Neben den Zahlen zu den Pflichteinbaufällen liefert die BNetzA ebenfalls aggregierte Zahlen zum gesamten Smart Meter Rollout. Dieser liegt nach wie vor unter 3 % Ausstattungsquote, weit hinter anderen europäischen Ländern. Von diesen Zahlen können Rückschlüsse auf freiwillige Einbaufälle geschlossen werden, welche in Tabelle 2 dargestellt sind. 

  Messlokationen  Installierte iMSys  Quote 
Alle Einbaufälle – 31.12.2024  53.215.269  1.158.745  2,18% 
Alle Einbaufälle – 31.03.2025  54.754.313  1.534.577  2,8 % 
Freiwillige Einbaufälle – 31.12.2024 
  •  
515.556  –  
Freiwillige Einbaufälle – 31.03.2025 
  •  
833.953  –  

Tabelle 2: Vergleich des Stands des Smart Meter Rollouts in Q4 2024 und Q1 2025 und Fokus auf freiwillige Einbaufälle

Zwischen Januar und März 2025 wurden im Rahmen freiwilliger Einbaufälle 318.000 iMSys installiert, 4,5-mal so viel wie Pflichteinbaufälle im selben Zeitraum. Dies zeigt deutlich, dass freiwillige Einbauten aktuell Treiber des deutschen Smart Meter Rollouts sind, zumal da wMSB in den Daten der BNetzA nahezu nicht erfasst sind. Zwei Punkte können dabei hervorgehoben werden. 

Einerseits bestätigt dies, dass auch Kunden, die nicht von Pflichteinbaufällen betroffen sind, Interesse an Smart Metern haben. Diese Kunden sollten in den Debatten zum Smart Meter berücksichtigt werden – unter anderem, da Pflichteinbaufälle aktuell nur 9 % der Endkunden betreffen. Auch ohne steuerbare Verbrauchseinrichtung im Sinne von § 14a EnWG bieten sie ein für das Energiesystem wertvolle Flexibilisierungs-potenzial [4]. Außerdem möchten diese Kunden oft von innovativen und günstigeren Stromprodukten profitieren, die nur mit iMSys angeboten werden können. Es ist wichtig, dass die Installation von Smart Metern im Rahmen von freiwilligen Einbaufällen möglichst günstig und unkompliziert erfolgt. 

Andererseits deuten diese Zahlen darauf hin, dass gMSB, welche die Kompetenz im Bereich Smart Meter Rollout, insbesondere zur Planung und Koordination der Installation und die Anpassung der Prozesse schneller aufgebaut, auch die freiwilligen Einbaufälle voranbringen. Eine Möglichkeit zur Beschleunigung des Rollouts wäre zumindest theoretisch die Bündelung des Smart Meter Rollouts auf eine kleinere Anzahl an größeren, bzw. schnelleren Akteuren und die entsprechende Hebung von Synergien.

Rückschlüsse und Ausblick 

Im Vergleich zu unserer letzten Auswertung ist erkennbar, dass der Smart Meter Rollout in Deutschland an Fahrt gewinnt. Dennoch bleiben die Rollout-Quoten im Vergleich zu anderen Ländern extrem gering. Es ist abzuwarten, ob in kommenden Monaten und Jahren tatsächlich ein starkes Wachstum stattfindet. 

Bereits jetzt ist klar, dass ein signifikanter Anteil an gMSB bis Ende 2025 nicht die vom MsbG definierten Installationsquote erfüllen wird.  Zum einen sollten in diesem Zusammenhang klare Regeln bei nicht Erfüllung der Pflichten definiert werden (beispielsweise Pönalen). Zum anderen könnte überlegt werden, einen Rahmen zu schaffen, der die Bündelung der gMSB oder die Auslagerung der Pflichten auf wMSB ermöglicht (oder vorschreibt). Weitere Hilfestellungen für kleine gMSB wären ebenfalls möglich und vermutlich wünschenswert. 

In diesem Zusammenhang wäre es zum Monitoring des Smart-Meter-Rollouts insgesamt sehr hilfreich, neben den aktuellen Daten der BNetzA auch die Installationszahlen der wMSB in Deutschland zu erfassen und auswerten zu können.  

Die FfE verfolgt das Thema Smart Meter Rollout aktiv, da viele Entwicklungen, an denen wir in unseren Forschungsprojekten – wie zum Beispiel BDL-Next – mit unseren Partnern arbeiten, nur unter der Voraussetzung einer ausreichenden Digitalisierung tatsächlich massenfähig sein werden. Smart Meter sind das Rückgrat eines flexiblen Energiesystems und Verzögerungen bei der Installation von Smart Metern schaden allen Akteuren, inklusive den Endkunden.  

Aus diesem Grund monitoren und untersuchen wir auch fortlaufend die Entwicklungen in anderen europäischen Ländern. Bei Fragen zu intelligenten Messsystemen in Deutschland oder im Ausland stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.