12.10.2022

Wie können durch Materialeffizienz-Projekte eingesparte Treibhausgas-Emissionen ermittelt werden?

Viele Firmen setzen Maßnahmen und Projekte im Bereich Klimaschutz um und engagieren sich für eine klimaneutrale Gestaltung unserer Wirtschaft. Dabei werden neben den Emissionen, die ein Unternehmen direkt verursacht, auch die vor- und nachgelagerten Emissionen immer relevanter. Diese sogenannten Scope 3-Emissionen entstehen zum Beispiel durch die Gewinnung, Herstellung und den Transport von Rohstoffen und Materialien und haben einen erheblichen Anteil an den gesamten Emissionen eines Unternehmens. Durch Ressourceneffizienzmaßnahmen, wie beispielsweise den Einsatz von Recyclingmaterial oder die Vermeidung von Abfall, können diese Emissionen reduziert werden. Die Umsetzung solcher Effizienzmaßnahmen in Unternehmen kann sich, wie in Abbildung 1 dargestellt, auf verschiedene Bereiche des Lebenszyklus auswirken. Neben den direkten Emissionen gehören hierzu auch die Lieferkette sowie die Nutzung und Entsorgung der Produkte.

Emissionen, Wertschöpfungskette, Materialien
Abbildung 1: Schematische Darstellung des Lebenszyklus von Produkten

Da durch die Umsetzung einer Materialeffizienzmaßnahme Emissionen in verschiedenen Lebenszyklusphasen eingespart werden können, ist die Bilanzierung dieser Emissionen häufig kompliziert und zeitaufwändig. Denn es ist eine umfassende Datenrecherche und Methodenkenntnis erforderlich und die resultierenden Ergebnisse sind nicht zwangsweise vergleichbar mit anderen Unternehmen. Um diesen Prozess zu vereinfachen, wurde im Projekt ESTEM eine einfache standardisierte Vorgehensweise zur Ermittlung eingesparter Treibhausgas-Emissionen von Projekten zur Materialeffizienz entwickelt. Die ESTEM-Methode kann mithilfe des Excel basierten ESTEM-Tools und den dort hinterlegten Emissionsfaktoren schnell und unkompliziert in Unternehmen angewendet werden und schafft eine Vergleichbarkeit.

Auftraggeber des Projektes waren Ministerien aus Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Hessen und Rheinland-Pfalz unter der Organisation des Projektträgers, das Zentrum für Ressourceneffizienz des VDI (VDI-ZRE). Die Leitung des Projektes wurde vom Steinbeis-Transferzentrum für Marketing, Logistik und Unternehmensführung an der Hochschule Pforzheim unter Leitung von Prof. Dr. Mario Schmidt vom Institut für Industrial Ecology (INEC) übernommen. An dem Projekt beteiligt waren neben der FfE die Technische Universität Darmstadt unter Leitung von Frau Prof. Dr. Liselotte Schebek, sowie die Systain Consulting GmbH in Hamburg.

Wie wird die Methodik angewandt?

Im Projekt wurde das ESTEM-Tool entwickelt, welches in einem Leitfaden genau erläutert wird. Die zugrundeliegende Methodik wird im Abschlussbericht im Detail erläutert. Das Tool führt durch 13 Leitfragen, die verschiedene Wirkweisen von Maßnahmen Schritt für Schritt abfragen. So wird beispielsweise erfragt, wie viel Material, Abfall oder Energie durch die Maßnahme jährlich im Unternehmen eingespart wird. Durch ein Dropdown-Menü können die Materialien oder Energieträger ausgewählt werden und werden anschließend automatisch mit den hinterlegten Emissionsfaktoren verknüpft. Unternehmen benötigen somit nur Informationen über die eingesparten Material-, Brennstoff- oder Energiemengen und Transportkenngrößen. Nur einige wenige Maßnahmen, wie beispielsweise Recycling außerhalb des Unternehmens oder die Verlängerung der Nutzungsphase lassen sich nicht mit dem Tool abbilden, da hierfür eine gesonderte Lebenszyklusanalyse notwendig ist.

So können wir Sie bei der Identifikation, Quantifizierung oder Umsetzung von Materialeffizienzmaßnahmen unterstützen

Materialeffizienz-Maßnahmen sind ein wirksamer Hebel zur Reduktion der Scope 3 Emissionen. Wir helfen Ihnen bei der Identifikation von Maßnahmen für ihr Unternehmen. Hierbei können wir auf bisherige Projekte im Bereich Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft (engl. Circular Economy) wie beispielsweise „Ressourcensicht auf die Energiezukunft“ und „Kreislauf-E-Wende“ aufbauen. Wenn Sie ein Materialeffizienz-Projekt hinsichtlich der eingesparten THG Emissionen bewerten möchten, unterstützen wir Sie gerne bei der Bilanzierung mit der ESTEM-Methodik und dem Tool. Für weiterführende Bewertungen im Bereich Materialeffizienz, Treibhausgas-Emissionen und Lebenszyklusbetrachtungen können wir auf unsere langjährige Erfahrung im Bereich Ökobilanzierung zurückgreifen.