27.11.2020

Wie gelangt grüner Wasserstoff zum Verbraucher? Potenzielle Infrastruktur für Wasserstoff in Deutschland

Bei hohem Klimaschutzambitionsniveau sind grüner Wasserstoff und erneuerbare, synthetische Kohlenwasserstoffe erforderlich, um die CO2‑Emissionen zu vermindern [1], [2], [3]. Gasinfrastrukturen sind teilweise bereits vorhanden (Erdgasnetz) oder müssen im Rahmen der Energiewende neu errichtet werden (Wasserstoff) [4], [5].

Der Infrastrukturbedarf hängt dabei vom Erzeugungs- und Verbrauchsstandort der Energieträger ab:

Zum einen kann die Erzeugung grüner Energieträger am Standort der EE-Erzeugungsanlagen erfolgen. Ja nach Erzeugungsstandort sind Schiffs‑, Bahn‑, Straßen‑ oder leitungsgebundene Infrastrukturen erforderlich, um den Wasserstoff und die synthetischen Kohlenwasserstoffe zu den deutschen Verbrauchszentren zu transportieren. Die erneuerbaren Energieträger stellen unterschiedliche Anforderungen an die Transportinfrastruktur. Die bestehende Erdgasinfrastruktur kann zur Übertragung und Verteilung synthetischen Methans dienen. Auch Wasserstoff kann bis zu einem gewissen Grad in das bestehende Erdgasnetz eingespeist werden. Für den Transport von reinem Wasserstoff beispielsweise zu Lastzentren der Stahlindustrie müssen jedoch neue Infrastrukturen gedacht oder bestehende Erdgasleitungen umgewidmet werden.

Zum anderen können Erzeugungsanlagen für erneuerbare Brennstoffe direkt an den Verbraucherzentren platziert werden. Um die Energie zu den Verbrauchszentren zu transportieren, gewinnt die Strominfrastruktur im Gegensatz zur ersten Option an Bedeutung. Um den Verbrauch von grünem Wasserstoff und synthetischen Kohlenwasserstoffen zu decken, wäre bei dieser Option ein starker Ausbau der Stromnetzinfrastruktur erforderlich. Die Bedeutung der klassischen gasbasierten Übertragungsinfrastruktur nimmt bei dieser Option im Rahmen der Energiewende ab.

Diese und weitere Themen möchten wir in unserer Infografik mit dem Titel „Erzeugung und Verbrauch verNetzen: Infrastruktur für grünen Wasserstoff“ adressieren.

Quellen:
[1] Prognos et al.: Klimaneutrales Deutschland – In drei Schritten zu null Treibhausgasen bis 2050 über ein Zwischenziel von -65 % im Jahr 2030 als Teil des EU-Green-Deals. Berlin: Agora Energiewende, 2020.
[2] Fattler, Steffen et al.: Dynamis Hauptbericht – Dynamische und intersektorale Maßnahmenbewertung zur kosteneffizienten Dekarbonisierung des Energiesystems. München: Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V., 2019.
[3] Gebert, Philipp et al.: Klimapfade für Deutschland. München: The Boston Consulting Group (BCG), prognos, 2018.
[4] von Ohlen, Nils: Netzentwicklungsplan Gas 2020–2030 – Konsultation. Berlin: FNB Gas, 2020
[5] Schenuit, Carolin; Heuke, Reemt; Paschke, Jan: Potenzialatlas Power to Gas – Klimaschutz umsetzen, erneuerbare Energien integrieren, regionale Wertschöpfung ermöglichen. Berlin: Deutsche Energie-Agentur GmbH, 2016