Welchen Einfluss hätte ein Strompreiszonensplit auf Deutschland?
Aktuell läuft ein Bidding Zone Review, bei dem die Übertragungsnetzbetreiber über die ENTSO-E eine Analyse zu einer Umgestaltung der Strompreiszonen durchführen lassen müssen. Dieser formale Prozess wurde Mitte 2022 gestartet und zielt darauf ab, die Effizienz und Stabilität der Strommärkte zu verbessern. Im Frühjahr 2025 wird die ENTSO-E ihre Empfehlung vorstellen.
Die Methodik für diese Analyse wurde von der ACER festgelegt. Der Bericht wird zwei wesentliche Aspekte umfassen: die Bewertung einer Neugestaltung anhand von 22 Indikatoren und eine gemeinsame Empfehlung an die Regierungen der betroffenen Länder (Deutschland, Frankreich, Italien, die Niederlande und Schweden). Diese Länder haben anschließend sechs Monate Zeit, um einstimmig zu entscheiden, ob die Empfehlung angenommen wird.
Die FfE hat sich mit Hilfe des Energiesystemmodells ISAaR näher angeschaut, welchen Einfluss ein Strompreiszonensplit auf das deutsche Energiesystem in den nächsten Jahren haben könnte. Folgende Forschungsfragen wurden untersucht:
- Wie stark werden sich die beiden deutschen Zonen voneinander entkoppeln?
- Wie unterscheidet sich das zukünftige Energiesystem in Nord und Süd?
- Wie verändern sich die Strompreise?
Dabei werden zwei unterschiedliche Szenarien berechnet: im Szenario noSplit wird Deutschland dem Status Quo entsprechend als ein Marktgebiet modelliert. Im Szenario Split wird Deutschland in zwei Marktzonen unterteilt (Norden und Süden entsprechend dem Vorschlag der ACER). Für diese beiden Szenarien wurden keine festen THG-Reduktionsziele hinterlegt. Dies bedeutet, dass die Erreichung von Klimaneutralität in Deutschland bis 2045 nicht fest als Ziel vorgegeben ist.
Die Ergebnisse der Analysen stellen wir unten zum Download bereit.
Was sind die Key-Findings?
- Bei der Modellierung von Strompreiszonen sind vor allem die möglichen Transportkapazitäten zwischen den Zonen (innerdeutsche NTCs), aber auch die sich entwickelnde Last und die angenommenen Klimaschutzziele essenziell für die Ergebnisse.
- Bei einem freien EE-Zubau (ab 2035) wird im Szenario Split durch regionale Kostenunterschiede etwas mehr Wind Onshore zugebaut als in noSplit. Windkraft ist dabei vor allem im Norden verortet und PV im Süden.
- Ohne Strompreiszonensplit wird in Deutschland in 2030 ohne eine Vorgabe von Mindestausbauzielen noch keine Elektrolyse zugebaut. Im Szenario Split dagegen werden im Jahr 2030 aufgrund der niedrigen Residuallast im Vergleich zu noSplit im Norden bereits 16 GW zugebaut.
- Bidirektionale EVs sind in beiden Szenarien aufgrund der verhältnismäßig geringen systemischen Investitionskosten und des hohen Potenzials die bevorzugte Flexibilitätsoption. Aus diesem Grund werden hier keine Großbatteriespeicher zugebaut. Dies entspricht nicht der aktuellen Entwicklung des Speichermarkts in Deutschland.
- Durch den Marktzonensplit steigen die Strompreise im Süden um maximal 8 €/MWh in 2030 und sinken im Norden um maximal 6 €/MWh gegenüber dem Szenario noSplit. Durch die Teilung in zwei Strompreiszonen sinken die Redispatchkosten und damit die Netzentgelte für die Verbraucher. Diese Kosteneinsparung gilt für beide Zonen und muss bei Berechnung der Kosten für Verbraucher berücksichtigt werden.