08.08.2015

Weiterentwicklung der Standardlastprofile Gas

Aus dem von der FfE GmbH in einem vorangegangenen Projekt erarbeiteten Statusbericht Standardlastprofile Gas ergibt sich Anpassungsbedarf des derzeit im Gasmarkt verwendeten synthetischen Standardlastprofilverfahrens. Die Auswertungen der vorliegenden Daten zeigen, dass bei sehr kalten Temperaturen sowie im Warmwasserbereich systematisch zu geringe Mengen allokiert werden. Darüber hinaus ist ein saisonaler Anpassungsbedarf vorhanden, welcher nicht in rein temperaturabhängigen Profilen abgebildet werden kann. Der Statusbericht stellt mögliche Maßnahmen dar, mit denen diese Probleme behoben werden können.

Im Rahmen dieses Folgeprojekts wurden zwei auf Basis der Ergebnisse des Statusberichts ausgewählte Weiterentwicklungsmaßnahmen näher untersucht, ausgearbeitet und getestet. Die Datenbasis des Statusberichts wurde dazu um Kundenwerte, Temperatur- und Restlastdaten weiterer Netze ergänzt, um eine belastbare Grundlage zur Bestimmung der Koeffizienten zu erreichen.

Neue Profilfunktionen

Das Standardlastprofilverfahren verwendet Profilfunktionen für verschiedene Kundengruppen zur Zuordnung von Verbrauchsmenge zur prognostizierten Temperatur. Dabei kommen bisher Sigmoidfunktionen nach TU München zum Einsatz, welche die tatsächliche Last der beschriebenen Kundengruppen (Restlast) nicht optimal treffen. Da keine Einzelmessungen der in den 14 Profiltypen abgebildeten Kundengruppen vorliegen, wird ein einheitliches Verfahren zur Ableitung der neuen Profile aus den bisherigen angewandt. Dies ergänzt die bekannte Profilfunktion um zusätzliche lineare Anteile. Dadurch wird, wie auch in Abbildung 1 dargestellt, die Allokation im kalten Bereich sowie im Grundlastbereich erhöht und sie trifft die Restlast damit besser.

Abbildung 1: Vergleich von Sigmoid-Profil (blau) und SigLinDe-Profil (grün)

Aufgrund der Kombination von sigmoiden und linearen Funktionen werden die neuen Profile als SigLinDe (Sigmoid-Linear-Deutschland) bezeichnet. Abbildung 2 zeigt einen Vergleich der bisherigen Sigmoid-Profile der TUM mit den neu entwickelten SigLinDe-Profilen der FfE für alle 14 Profiltypen.

Abbildung 2a: TUM-Sigmoid-Profile
Abbildung 2b: FfE-SigLinDe-Profile

Bei Anwendung dieser Profile auf die vorliegenden Netze hätten die Abweichungen zwischen Allokation und Restlast in den vergangenen Gaswirtschaftsjahren deutlich reduziert werden können. Die erarbeiteten SigLinDe-Profile werden ab 1. Oktober 2015 in der Gaswirtschaft verwendet.

Saisonaleffekte

Auch bei Anwendung der neuen Profile bleibt ein saisonaler Korrekturbedarf bestehen. Dieser resultiert aus abweichendem Verbrauch bei gleichen Temperaturen je nach Jahreszeit. Da im Standardlastprofilverfahren einer Temperatur ein Verbrauchswert zugeordnet wird, ist dieser Effekt damit nicht abbildbar. Deshalb wird ein monatlicher Faktor vorgeschlagen (vgl. Abbildung 3), der die nach bisherigem Verfahren berechnete Allokation skaliert und damit die beobachteten saisonalen Abweichungen behebt.

Abbildung 3: Monatlicher Saisonalfaktor

Eine zusätzliche Anwendung des Saisonalfaktors auf die vorliegende Datenbasis zeigt, dass die Abweichungen zwischen Allokation und Restlast dadurch nochmals deutlich reduziert werden könnten. Der Saisonalfaktor wird derzeit aber nicht umgesetzt.

Test der Profile

Die Auswertungen zeigen, dass die Anwendung der SigLinDe-Profile bei wenigen Netzbetreibern keine besseren Ergebnisse liefert als die bisherigen Sigmoid-Profile. Aus diesem Grund wird eine individuelle Prüfung der Profile durch den Netzbetreiber empfohlen. Dafür wurde ein Testtool entwickelt, das einen schnellen und einfachen Vergleich der verschiedenen Profile und Ausprägungen ermöglicht. Abbildung 4 zeigt einen Screenshot. Das Tool steht für BDEW-Mitglieder kostenfrei zur Verfügung.

Abbildung 4: Screenshot des Testtools

Projektabschluss: Juli 2015

Auftraggeber: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW)