31.07.2025

„Smart Meter Light“ in der Diskussion – Fortschritt oder Flickenwerk?

Aktuell finden aktive Diskussionen zum deutschen Smart Meter Rollout statt. Im Kern liegt der Ursprung dieser Diskussionen in der Erkenntnis, dass der deutsche Smart-Meter-Rollout im Vergleich zum europäischen Ausland spät stattfindet mit bisher verhältnismäßig wenigen installierten Geräten. Dies führt dazu, dass die Installation von Smart Metern in Deutschland derzeit gestaffelt abläuft. Verbraucher mit einem hohen Verbrauch, einer PV-Anlage oder einer steuerbaren Verbrauchseinrichtung nach § 14a EnWG werden bei der Installation als so genannte Pflichteinbaufälle bevorzugt (sowohl beim Tempo als auch bei den anfallenden Kosten).  

Dieses Whitepaper ordnet die laufende Diskussionen ein, erörtert pro und kontra Argumente des Smart Meter Lights und präsentiert weitere mögliche Lösungen zur Beschleunigung des Smart-Meter-Rollouts in Deutschland.  

Smart Meter Light als Alternative? 

Viele Anbieter neuer Geschäftsmodelle in der Energiewirtschaft sind auf die Installation eines Smart Meters angewiesen. Daher werden Stimmen laut, eine niederschwellige Lösung zu erlauben, die Kunden, die nicht von einem Pflichteinbau betroffen sind, einen schnelleren und kostengünstigeren Zugang zu abgespeckten Smart-Metering-Lösungen – dem „Smart Meter Light“ – zu ermöglichen. 

Die Anforderung der Simplify-Smart-Metering-Initiative, alle Kunden zu berücksichtigen, um eine faire Transformation des Energiesystems zu garantieren, ist grundlegend legitim und wichtig. Die aktuellen Kosten zur Inbetriebnahme des intelligenten Messsystems (iMSys) sowie der späte Start des deutschen Rollouts können trotz der Mehrwerte des iMSys als ein volkswirtschaftliches Problem gesehen werden, das mit hoher Priorität adressiert werden sollte – auch wenn die Steuerbarkeit des iMSys einen Vorteil gegenüber anderen Systemen darstellt. 

Dennoch kommt dieser Beitrag zu dem Schluss, dass der Smart-Meter-Light-Ansatz die Probleme beim Tempo und den Kosten des Smart-Meter-Rollouts nicht adäquat adressieren würde.  

Dafür sehen wir drei Haupt-Argumente: 

  1. Es ist unwahrscheinlich, dass die Smart-Meter-Light-Lösung so kostengünstig und schnell verfügbar wäre, wie von der Simplify-Smart-Metering-Initiative erhofft. Zertifizierungsprozesse und langwierige Diskussionen zur Standardisierung, Regulierung und Datenschutz, wie wir sie beim iMSys erlebt haben, scheinen auch in diesem Kontext zu einem gewissen Grad unvermeidbar – siehe die bereits laufenden Debatten –, wodurch der Sinn einer Alternative zum iMSys reduziert wird. 
  2. Es besteht die Gefahr, dass die Diskussionen zum Smart Meter Light eine erneute Debatte zum derzeit laufenden Rollout von iMSys in Deutschland provozieren und im ungünstigsten Fall eine Repriorisierung von Ressourcen und Installationskapazitäten weg von den derzeit geplanten iMSys-Einbaufällen stattfinden könnte.  
  3. Es existieren andere Hebel, um für den iMSys-Rollout die Kosten zu reduzieren und das Tempo zu beschleunigen. Von diesen Maßnahmen würden allen profitieren (Pflicht- und freiwillige Einbaufälle), folglich auch das Gesamtsystem. Zu den Maßnahmen zählt bspw., dass die Interessen freiwilliger Einbaufälle stärker berücksichtigt werden sollten, um die Akzeptanz für den Rollout und die Energiewende zu stärken.  

Alternativen zur Alternative – Wie kann der Rollout trotzdem beschleunigt werden? 

Statt des Smart Meter Lights präsentieren wir im Whitepaper Alternativmaßnahmen, die den Smart-Meter-Rollout beschleunigen und durch die sowohl das deutsche Energiesystem als auch Kunden, die einen freiwilligen Einbau eines Smart Meter Gateways (SMGW) wünschen, profitieren können. 

Die konkret vorgeschlagenen Maßnahmen sind: 

  • Plattformen schaffen und Synergien heben
  • Klare Konsequenzen bei Nicht-Erfüllung der Pflichten der Messtellenbetreiber (MSB) definieren
  • Kompetenzen der wettbewerblichen Messtellenbetreiber (wMSB) nutzen – Status von grundzuständigen Messtellenbetreibern (gMSB) und wMSB überdenken
  • Mehrfamilienhäuser schrittweise in den Fokus nehmen
  • Mittelfristige Gleichstellung von Pflicht- und freiwilligen Einbaufällen

Alle von der Diskussion zum Smart Meter Light betroffenen Akteure haben ein gemeinsames Interesse: Den deutschen Smart-Meter-Rollout zu beschleunigen 

Wir würden uns freuen, basierend auf den hier vorgebrachten Argumenten und Ideen gemeinsam mit diesen Akteuren weitere Maßnahmen zu identifizieren und zu erarbeiten. Gerne agiert die FfE auch als neutraler Intermediär zwischen Akteuren mit unterschiedlichen Interessen und Perspektiven, um an einen Kompromiss und an einer Lösung, die für alle Akteure mehrwertstiftend wäre, zu arbeiten.  

Kommen Sie gerne auf uns zu, wir freuen uns über Ihr Feedback und Ihre Perspektive!