Prognose-Tool für den Entwicklungsrahmen von Strompreisen für Haushalte und Wärmepumpen in Deutschland
Die Preisentwicklung von Strom für Haushalte und Wärmepumpen wird in Deutschland häufig und kontrovers diskutiert. Meistens steht dabei das Spannungsverhältnis zwischen einer fairen Verteilung der Kosten der Energiewende und den passenden Anreizen zur Dekarbonisierung für private Verbraucher:innen im Mittelpunkt. Die Entwicklung der Strompreise für Haushalte und Wärmepumpen ist von zentraler Bedeutung, um die möglichen Kosten aus Sicht der Verbraucher:innen zu bewerten und um bestehende sowie neue Geschäftsmodelle im Rahmen der Energietransformation zu berücksichtigen.
Preise im Wandel: Eine ständig aktuelle Strompreis-Vorhersage
Durch die sich häufig ändernden politischen und energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen bedarf es einer immer wiederkehrenden Aktualisierung der Prognoselogik und der methodischen Ansätze. Aktuelle Beispiele dafür sind der Wegfall der EEG-Umlage und die Ankündigung eines möglichen Kapazitätsmarktes aus der Kraftwerksstrategie der Bundesregierung [1], [2].
Aufbauend auf der beschriebenen Methode aus dem FfE Discussion Paper „Entwicklungsrahmen der Haushaltsstrompreise in Deutschland“ aus dem Jahr 2021 hat sich die FfE im Frühling 2024 erneut im Rahmen eines Projektes diesem Thema gewidmet. Das Ergebnis ist ein von Expert:innen aus der Energiewirtschaft entwickeltes und reflektiertes Excel-Tool.
Konsistente Entwicklungspfade für die Haushaltsstrompreise der Zukunft
Auf Basis von Analysen und einer Fülle an Inputdaten werden im Tool die möglichen Entwicklungen der unterschiedlichen Bestandteile des Haushaltsstrompreises für die Zukunft prognostiziert. Dazu wird jeder Preisbestandteil separat analysiert und dessen mögliche Entwicklung methodisch aufbereitet. Zum einen können so zwei drastische Entwicklungspfade – ein maximaler und ein minimaler Preispfad – erstellt werden, um den generell zu erwartenden Entwicklungsrahmen abzubilden. Zum anderen kann ein plausibler Pfad (Best Guess Szenario) der Preisentwicklung entwickelt werden. Dabei wird die Entwicklung der Preisbestandteile je Pfad zueinander konsistent gehalten.
Auf die gleiche Art und Weise ist auch die Entwicklung konsistenter Pfade der Strompreise für private Wärmepumpen möglich. Für Wärmepumpen werden für manche Preisbestandteile andere Annahmen getroffen als für den klassischen Haushaltsstrompreis.
Die nachfolgende Abbildung 1 verdeutlicht die methodische Vorgehensweise und zeigt einen exemplarischen resultierenden Entwicklungsrahmen.
Die aktuelle Methodik sieht vor, dass die nachfolgenden Preisbestandteile separat und im Detail methodisch analysiert werden:
- Energiebeschaffung
- Netznutzungsentgelte (NNE)
- EEG-Umlage
- Kapazitätsmarkt-Umlage
- Weitere Umlagen
Basis für die Entwicklung der unterschiedlichen Pfade sind Ergebnisse aus dem Energiesystemmodell der FfE. Im Zuge der Überarbeitung der Grundannahmen und Aktualisierungen der Energiesystemstudien wurde unter anderem auch eine mögliche Abschätzung für eine Kapazitätsumlage entwickelt.
Nachfolgend wird exemplarisch auf die Methodik für die Abschätzung einer Kapazitätsumlage und der Entwicklung der NNE näher eingegangen.
Wie könnte eine Kapazitätsumlage in Zukunft aussehen?
Einige Details zu einem Kapazitätsmarkt in Deutschland und einer möglichen Umlage, die sich auf den Strompreis auswirkt, sind noch nicht bekannt. Daher wurde eine Methode entwickelt, die mit dem Einstellen verschiedener Eingangsparameter eine obere Abschätzung für solch eine Umlage machen kann, wenn sämtliche Kosten auf den Gesamtnettostromverbrauch umgelegt werden sollten. Grundlage der Berechnung ist eine Vollkostenrechnung mit Bestimmung der umgelegten Investitionskosten sowie fixen und variablen Kosten.
Die ersten Analysen der entwickelten Kapazitätsumlage zeigen, dass eine solche Umlage einen geringeren Effekt auf den Haushaltsstrompreis insgesamt hätte. Bei aktuellen Annahmen (Frühjahr 2024) bleibt die Kapazitätsumlage für alle Jahre unter 1 ct/kWh.
Wie könnten sich die Netznutzungsentgelte entwickeln?
Die Prognose Netznutzungsentgelte (NNE) ist ein wichtiger Baustein zur Vorhersage zukünftiger Haushaltsstrompreise, da die NNE aktuell je nach Region etwa 20 % bis 25 % des gesamten Strompreises ausmachen.
Wichtige Investitionskosten in die Netzinfrastruktur sowie die Entwicklung der Kosten für Systemdienstleistungen stellen hierbei die größten veränderlichen Kostenfaktoren dar. Für betriebsbedingte Kosten kann vereinfacht angenommen werden, dass sich diese zukünftig nicht in großem Maße von den aktuellen Kosten unterscheiden werden. Neben der Kostenseite ist für die Prognose der NNE auch die Verbrauchsseite relevant, da die entstehenden Kosten auf die Letztverbraucher umgelegt werden.
Die nachfolgende Abbildung veranschaulicht die FfE-Methodik zur Berechnung zukünftiger NNE in vereinfachter Form. Dabei wird zwischen Kosten im Verteilnetz und Kosten im Übertragungsnetz unterschieden. In beiden Netzebenen wird der Rahmen zwischen maximaler und minimaler Kostenentwicklung maßgeblich durch die Entwicklung des Stromverbrauchs der privaten Haushalte und die zusätzlich angenommenen Netzausbau- und Systemdienstleistungskosten bestimmt.
Es zeigen sich bei der Prognose der NNE zwei gegenläufige Effekte. Die Elektrifizierung aller Sektoren erhöht generell die Netzkosten auf allen Spannungsebenen. Die absoluten Kosten, die von den privaten Haushalten getragen werden müssen, steigen also in allen Entwicklungspfaden an. Gleichzeitig erhöht sich jedoch auch der Stromverbrauch der privaten Haushalte in nahezu allen Zukunftsszenarien. Dadurch, dass die umzuwälzenden Netzkosten auf eine Einheit kWh Strom bezogen werden, reduzieren sich die spezifischen Kosten pro kWh bei steigendem Stromverbrauch. Ob die NNE also tatsächlich steigen, hängt vom Verhältnis steigender Netzkosten und steigenden Stromverbrauchs der privaten Haushalte ab. Für manche Entwicklungspfade ergibt sich daher das unerwartete Bild, dass die zukünftigen NNE pro kWh real konstant bleiben oder sogar sinken.
Ein Prognose-Tool von Strompreisen für Haushalten und Wärmepumpen für Ihren Anwendungsfall?
Benötigen Sie für Ihre zukünftige strategische Planung ebenfalls eine detaillierte und grafisch aufbereitete Analyse für die Entwicklungsrahmen der Haushaltsstrompreise und Wärmepumpenstrompreise? Kontaktieren Sie gerne unsere untenstehenden Expert:innen, um die Möglichkeiten zur Entwicklung individueller Rahmenbedingungen zu besprechen.
Das dabei verwendete Prognose-Tool erlaubt eine einfache Anpassung der Annahmen und somit einen passgenauen Einsatz für Ihren Anwendungsfall. Durch die gemeinsame Entwicklung von Preispfaden können direkte Rückschlüsse für Ihr Geschäftsmodell oder Ihre Preiskalkulationen getroffen werden.
Weitere Informationen
- FfE Discussion Paper: Entwicklungsrahmen der Haushaltsstrompreise in Deutschland – FfE
- Europäische Day-Ahead-Strompreise im Jahr 2023 – FfE
- ISAaR – Integriertes Simulationsmodell zur Anlageneinsatz- und -ausbauplanung mit Regionalisierung – FfE
Literatur
[1] Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz; Einigung zur Kraftwerksstrategie vom 05.02.2024 BMWK – Einigung zur Kraftwerksstrategie (abgerufen am 03.06.2024)
[2] Presse- und Informationsamt der Bundesregierung; Stromkunden werden entlastet vom 28.05.2022 Wegfall der EEG-Umlage entlastet Stromkunden | Bundesregierung (abgerufen am 03.06.2024)