24.04.2023

Prognose der Intraday-Preise

Immer mehr flexible Verbraucher und Speicher partizipieren aktiv an der Strombörse, um Stromkosten zu sparen oder Erlöse zu erzielen. Neben dem Day-Ahead Handel hat hierbei insbesondere auch der Handel am Intraday-Markt in den letzten Jahren stark zugenommen. Der Intraday-Handel ist durch kurzzeitigere Zeiträume und teils kürzere Produkte volatiler als der Day-Ahead Markt. Hierdurch steigt bei der Vermarktung auf der einen Seite das Risiko, andererseits können sich jedoch auch attraktive Erlösmöglichkeiten ergeben.

Für den Handel an der Strombörse benötigen die Akteure Preisprognosen, auf deren Basis sie ihre Handelsentscheidungen treffen können. Ein kurzfristiger Prognosezeitraum ist für die Vermarktung von Flexibilitäten hierbei häufig ausschlaggebend. Hierzu haben wir einerseits ein Fundamentalmodell für die kurzfristige Preisprognose der viertelstündlichen Intraday-Auktion entwickelt. Dieses basiert auf den stündlichen Day-Ahead-Preisen, sowie Last- und Erzeugungsprognosen.

Zudem prognostizieren wir auf Basis historischer Daten auch die Preisunsicherheit der kontinuierlichen Intraday-Preise abhängig von der Intraday-Auktion.

Hintergrund: Produkte und Handelszeitpunkte an der Strombörse

Den Großteil des Handelsvolumens an der europäischen Strombörse EPEX macht der Day-Ahead Handel aus, welcher um 12 Uhr am Vortag der Erbringung stattfindet. Gehandelt werden Stundenprodukte und Blockprodukte mehrerer Stunden. Zunehmend nimmt jedoch auch das Handelsvolumen im nachfolgenden und somit kurzfristigeren Intraday-Handel zu. In Deutschland beginnt der Intraday-Handel mit der Intraday-Eröffnungsauktion um 15 Uhr am Vortag, in welchem die Stromprodukte in viertelstündlicher Auflösung gehandelt werden. Ebenfalls Viertelstundenprodukte gehandelt werden bei dem anschließenden kontinuierlichen Intraday-Handel. Anders als beim Day-Ahead Markt und der Intraday-Auktion werden die Preise hier nicht als volumenmaximierender Einheitspreis gebildet, sondern passende Angebote werden direkt gematcht und Bieter zahlen bzw. erhalten den von ihnen gebotenen Preis (pay-as-bid). Die Preise im kontinuierlichen Intradayhandel werden dabei häufig durch die Preisindizes ID3 und ID1 angegeben, welche die EPEX aus den Geboten der letzten drei Stunden beziehungsweise der letzten Stunde vor Lieferzeitpunkt berechnet.


Die Preisprognose der Intraday-Auktionspreise wird zwischen der stündlichen Day-Ahead-Auktion und der Intraday-Auktion (DE) gebildet. Grundlage bilden hierfür insbesondere der stündliche Day-Ahead Preis, sowie die Last- und Erneuerbaren-Prognosen zum Zeitpunkt der Day-Ahead Auktion. Diese Daten sind öffentlich verfügbar unter ​[1]​. Die Berechnung basiert dabei auf einer Regressionsanalyse, bei der die Abweichungen des Intraday Preises vom Day-Ahead Preis auf Basis der Last- und Erneuerbaren-Prognosen prognostiziert werden. Für die Vorhersagegüte der so entstehenden Preisprognose ist dabei insbesondere der Zeitraum entscheidend, aus dem Daten für die Vorhersage herangezogen werden. Während bei einem zu kurzen Zeitraum hierbei nicht ausreichend Daten für eine sichere Prognose zur Verfügung stehen, kann ein zu langer Prognosezeitraum nicht ausreichend aktuelle Veränderungen am Markt abbilden. Dies gilt insbesondere zu Zeiten, wenn wie aktuell die Strompreise mit starker Unsicherheit belegt sind. Die Methodik kann äquivalent für die Prognose kontinuierlicher Intraday-Preise angewendet werden, allerdings nimmt die Genauigkeit aufgrund des größeren Zeitabstandes zum Day-Ahead Handel hierbei gegenüber der Intraday-Auktion ab.

Preisunsicherheit zwischen Intraday-Auktion und kontinuierlichem Handel

Die Preisunsicherheit des kontinuierlichen Intraday-Handels wird anhand des ID1-Preisindexes der EPEX angegeben, welcher aus den Geboten der letzten Stunde vor Lieferung gebildet wird. Hierfür wird auf Basis der historischen Standardabweichung der Differenz von ID1 Index und Intraday-Auktionspreis ein Intervall gebildet, in welchem zu etwa 68 % erwartbar der ID1 Index liegt ​[2]​. Analog zu der Vorhersage der Intraday-Preischarakteristik ist auch für die Vorhersage der Preisunsicherheiten der Prognosezeitraum von großer Bedeutung. Die Abweichung der kontinuierlichen Preise vom Intraday-Auktionspreis weisen zudem situationsabhängige Unsicherheiten auf, die sich durch das Niveau der Residuallast (und damit auch der Strompreise) differenzieren lassen. Im aktuellen Marktumfeld kommt es bei hohen Residuallasten und damit auch hohen Preisniveaus zu tendenziell größeren Unsicherheiten im kontinuierlichen Intraday-Markt.

Weitere Informationen

Literatur

[1] European association for the cooperation of transmission system operators for electricity, „Entso-e – Transparency plattform,“ 12 09 2022. [Online]. Available: https://transparency.entsoe.eu/. [Zugriff am 12.09.2022].

[2] Technische Universität München, „Hinweise zur Beurteilung von Messungen, Messergebnissen und Messunsicherheiten (ABW),“ 08 03 2021. [Online]. Available: https://www.ph.tum.de/academics/org/labs/ap/org/ABW.pdf. [Zugriff am 17.10.2023].