Kompensation vs. Reduktion von CO₂ – Welche Rolle spielt CO₂-Entnahme als Alternative zu klassischen CO₂-Verminderungsmaßnahmen?
Im Rahmen des Projekts „CCUS-Entwicklungspfade“ hat die FfE im Auftrag von Bayernwerk, Gunvor Raffinerie Ingolstadt, RWE und den Stadtwerken Rosenheim die Rolle technischer CO₂-Entnahmemethoden im Kontext zukünftiger Klimastrategien untersucht. Die Möglichkeit des Kaufs von Negativzertifikaten aus solchen CO₂-Entnahmemethoden (= CO₂-Kompensation) wurde dabei Maßnahmen zur Verminderung von Emissionen direkt an der Quelle (= CO₂-Reduktion) gegenübergestellt. Die Veröffentlichung soll damit eine Einordnung in den öffentlichen Diskurs geben, welche Rolle Negativemissionszertifikate in Zukunft spielen werden. Außerdem gibt sie eine erste Einordnung für Unternehmen, ob die CO₂-Kompensation durch den Kauf von Negativzertifikaten die günstigere Alternative zu klassischen CO₂-Verminderungsmaßnahmen darstellt.
Die Analyse im Whitepaper umfasst dabei:
- welche CO₂-Entnahmemethoden sich regulatorisch für eine „echte Kompensation“ eignen,
- welche Mengenpotenziale die CO₂-Entnahmemethoden haben und welche Kosten damit verbunden sind
- wie sich die Kosten der Entnahmemethoden und damit die Preise für Negativemissionszertifikate in eine CO₂-Verminderungskostenkurve einordnen.
Kernaussagen
- Bioenergy Carbon Capture and Storage (BECCS) und Direct Air Carbon Capture and Storage (DACCS) stellen die aussichtsreichsten CO₂-Entnahmemethoden für eine
absehbare Integration in den EU-ETS dar. Damit stellen diese eine „echte Alternative“ in Form von CO₂-Kompensation anstatt von CO₂-Reduktion am eigenen Standort für ETS-pflichtige Unternehmen dar. - Trotz erwarteter Kostendegression bleiben starke Unsicherheiten und hohe Kosten entlang der gesamten Wertschöpfungskette für BECCS und DACCS bestehen (siehe Abbildung 1). Daher verbleiben auch die Preise für eine CO₂-Kompensation durch BECCS und DACCS auf einem hohen Niveau.
- Negativzertifikate haben ihre Berechtigung – Kompensationen können in
einem begrenzten Einsatzbereich die Kosten der Klimaneutralität senken: Bei der Einordnung der Kosten für BECCS und DACCS in eine CO₂-Verminderungskostenkurve zeigt sich, dass die CO₂-Kompensation im Vergleich zu teuren CO₂-Verminderungsmaßnahmen eine kosteneffiziente Alternative darstellt. Demnach kann der Kauf von Negativemissionszertifikaten anstatt des Einsatzes von synthetischen Kraftstoffen die Kosten für die Industrie auf dem Weg zur Klimaneutralität senken.
Fazit
Obwohl die direkte CO₂-Reduktion an der Emissionsquelle weiterhin oberste Priorität besitzt, können zertifizierbare Negativemissionen eine wirtschaftlich sinnvolle Ergänzung darstellen – insbesondere bei schwer vermeidbaren Restemissionen. BECCS und DACCS gelten dabei aufgrund ihrer präzisen Quantifizierbarkeit und Dauerhaftigkeit besonders geeignet. Allerdings sind beide Technologien mit hohen Kosten und erheblichen Unsicherheiten in der Kostenentwicklung verbunden. Die Einordnung der Kosten in eine CO₂-Verminderungskostenkurve zeigt, dass Kompensation nur in ausgewählten Fällen – etwa bei der Nutzung synthetischer Kraftstoffe – eine kosteneffiziente Alternative zur direkten Reduktion sein kann.
Interessiert?
Hat sich Ihr Unternehmen schon Gedanken zur CO₂-Kompensation von Restemissionen gemacht und wünschen Sie sich eine tiefergehende Analyse, welche CO₂-Verminderungsmaßnahmen wirtschaftlich durch den Kauf von Negativemissionszertifikaten ersetzt werden könnten?
Oder sind Sie selbst ein Akteur in der Wertschöpfungskette von Negativemissionen und wünschen sich eine Einordnung einer speziellen CO₂-Entnahmemethode in den energiewirtschaftlichen Kontext und die Zahlungsbereitschaft potenzieller Abnehmer?
Kommen Sie gerne auf uns zu!