09.08.2022

Info: Treibhausgasneutrale Verwaltung

Insbesondere getrieben durch die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand, streben inzwischen viele Verwaltungseinheiten, von EU über den Bund bis hin zu Städten und Gemeinden an, sich klimaneutral zu organisieren. Eine klimaneutrale Verwaltungseinheit unterstützt die Glaubwürdigkeit des politischen Handelns und regt zum Nachmachen an.

Schritte auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität

Auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität sind im Wesentlichen die folgenden Schritte zu durchlaufen. Die Reihenfolge ist hierbei nicht zwingend vorgegeben und einzelne Schritte können sich teilweise auch überlappen.

Abbildung 1: 9 Schritte auf dem Weg zur treibhausgasneutralen Verwaltung nach [1]

Die Bestimmung des Anwendungsbereiches ist hierbei ein essenzieller Schritt. Zunächst muss hier festgehalten werden, was das angestrebte Ziel ist. Begriffe wie CO2-Neutralität, Klimaneutralität und Treibhausgasneutralität werden im Sprachgebrauch häufig synonym verwendet, im Kontext der Zieldefinition ist eine Abgrenzung allerdings erforderlich 1 2:

Begriffsdefinitionen und Wahl des Bilanzkreises

CO2-Neutralität oder Netto-Null-CO2-Emissionen:

  • Dieser Zustand wird dann erreicht, wenn die anthropogenen Emissionen von CO2 in die Atmosphäre durch den Abbau von CO2 (wie beispielsweise über Aufforstung oder Carbon Capture) über einen gewissen Zeitraum ausgeglichen werden.
  • Hier werden explizit keine weiteren Treibhausgase außer CO2 berücksichtigt.

Treibhausgasneutralität oder auch Netto-Null-Emissionen:

  • Dieser Zustand wird erreicht, wenn die anthropogenen Emissionen von Treibhausgasen in die Atmosphäre durch den Abbau von Treibhausgasen über einen gewissen Zeitraum ausgeglichen werden.
  • Bei Berücksichtigung mehrerer Treibhausgase werden die Emissionen mithilfe eines Indikators wie bspw. dem globalen Erwärmungspotenzial (englisch: global warming potential, kurz: GWP) vergleichbar gemacht.

Klimaneutralität:

  • Klimaneutralität ist ein Zustand, in dem menschliche Aktivitäten keine Netto-Auswirkungen auf das Klima haben.
  • Ein solcher Zustand würde beispielsweise einen Ausgleich zwischen verbleibenden menschengemachten Emissionen und Emissionsabbau erlauben, aber auch den Einfluss menschlicher Aktivitäten beispielsweise auf die Oberflächenalbedo des Planeten beinhalten.
Abbildung 2: Einordnung der verschiedenen Begrifflichkeiten als Teilmengen voneinander

Zudem ist der Bilanzkreis der Betrachtung festzulegen. Dieser kann beispielsweise umfassen:

  • Verwaltungsgebiet als organisatorische Einheit
  • Verwaltungsgebiet inklusive aller Sektoren und Verbrauchseinheiten
  • Einbezug öffentlicher Liegenschaften
  • Verkehr

Ist der Rahmen festgelegt, erfolgt eine Bilanzierung der Emissionen im Status Quo und eine (zeitlich gestaffelte) Festlegung der Ziele.

Festlegung von Maßnahmen

Zur Zielerreichung werden Maßnahmen festgelegt, um die Emissionen zu reduzieren. Hierbei ist es sinnvoll, eine Einordnung der Emittenten nach Höhe der Emissionen und Beeinflussbarkeit derer vorzunehmen, um die relevantesten Punkte direkt adressieren zu können. Eine beispielhafte Aufteilung relevanter Emittenten einer Verwaltungseinheit könnte beispielsweise so aussehen:

Abbildung 3: Beispielhafte Relevanz verschiedener Klimaschutzaspekte nach [1]

Sind alle Möglichkeiten ausgeschöpft, bleibt die Option, die nicht vermeidbaren Emissionen zu kompensieren.

Die Tätigkeiten können im Rahmen verschiedener Managementprogramme und Zertifizierungsmöglichkeiten nachgehalten werden. Diese dienen auch der öffentlichkeitswirksamen Kommunikation der Klimaschutz-Tätigkeiten. Der Weg zur Treibhausgasneutralität ist ein iterativer Prozess und erfordert ein kontinuierliches Anpassen der Maßnahmen und Ziele.

Um dem Thema Klimaschutz in der Kommune strukturiert zu begegnen, gibt es unterschiedliche Leitfäden und Unterstützungsmöglichkeiten. Eine Übersicht über gängige Optionen ist beispielsweise hier dargestellt: