FfE Discussion Paper: Analyse der Regionalszenarien und Netzausbaupläne nach § 14d EnWG – Fokus Elektromobilität
Zum 30. April 2024 wurden erstmals Netzausbaupläne (NAP) mit dem erwarteten Netzausbaubedarf für das Verteilnetz auf der Internetseite VNBdigital gemäß der gesetzlichen Grundlage § 14d Energiewirtschaftsgesetz veröffentlicht [1]. Von den über 800 Verteilnetzbetreibern in Deutschland sind 81 dazu verpflichtet, NAP zu veröffentlichen. Für sie trifft mindestens eines der folgenden Kriterien zu: Versorgung von mindestens 100.000 Kunden über ihr Netz oder/und in den beiden vorangegangenen Jahren wurden mehr als 3 % der Energieerzeugung aus Windenergie an Land bzw. Photovoltaik durch den VNB abgeregelt. Die NAP basieren auf den zuvor veröffentlichten Regionalszenarien der sechs Planungsregionen, in welchen der erwartete Hochlauf von erneuerbaren Energien-Anlagen und elektrischen Verbrauchern (z. B. Wärmpumpen, Ladepunkten für Elektrofahrzeuge etc.) für die einzelnen Regionen ausgewiesen ist. Diese neue Regelung zur Veröffentlichung und gemeinsame Datenbasis sollen mehr Transparenz und Klarheit beim Netzausbau auf der Verteilnetzebene schaffen.
Im Rahmen von unIT-e² wurden die Regionalszenarien und Netzausbaupläne im Hinblick auf die Berücksichtigung der Elektromobilität untersucht. Mit diesem Discussion Paper werden Unterschiede und Inkonsistenzen in Methodik und Annahmen der Berichte am Beispiel der Elektromobilität aufgezeigt. Damit möchten wir für eine einheitlichere Methodik zur Erstellung der Regionalszenarien und NAPs werben, um eine verlässlichere und effizientere Netzplanung zu ermöglichen. Zudem sind die Dokumente in ihrer jetzigen Form aufgrund des Formats und unterschiedlicher Qualität für die Wissenschaft und Branche kaum nutzbar.
Die veröffentlichungspflichtigen VNB betrachten in ihren Netzausbauplänen sowohl ihr eigenes Verteilnetz als auch die Netze der nachgelagerten, nicht veröffentlichungspflichtigen VNB, so dass die NAP das gesamte deutsche Verteilnetz abdecken. Der Investitionsbedarf wird insgesamt auf ca. 227 Mrd. € berechnet (vgl. Abbildung 1), wobei einzelne VNB die Kosten nur unvollständig veröffentlicht haben. Nach einer groben Abschätzung anhand der Stromkreislängen der VNB mit fehlenden Angaben könnte der Gesamtinvestitionsbedarf bei ca. 240 Mrd. € liegen.
Unsere Erkenntnisse
- Verwendung unterschiedlicher Methodik in den Regionalszenarien
Die Planungsregionen orientieren sich an verschiedenen Szenarien aus dem Netzentwicklungsplan der Übertragungsnetzbetreiber oder verwenden eigene Methoden.
- Unterschiedliche Einheiten und Regionalisierung sowie fehlende Angaben
- Zur Bestimmung des Hochlaufs der Elektromobilität werden verschiedene Einheiten verwendet und getroffene Annahmen für ein Umrechnen fehlen.
- Regionale Auflösung: Daten sind auf Planungsregion-, Netzgebiet- oder Bundeslandebene ausgewiesen.
- Schwerlastelektrifizierung wird nur teilweise berücksichtigt.
- Verwendete Annahmen in den Netzausbauplänen
Abweichend vom Regionalszenarien, verwenden einige Verteilnetzbetreiber eigene Annahmen zum Hochlauf der Elektromobilität in ihren Netzausbauplänen.
- Darstellung des Flexibilitätsbedarfs und -dienstleistungen
Das Thema Flexibilität spielt in den Regionalszenarien und Netzausbauplänen keine bzw. kaum eine Rolle (obwohl nach § 14d EnWG gefordert).
Unsere Vorschläge
- Verwendung einheitlicher Methodik für Vergleichbarkeit
Die verwendete Methodik sollte über die Planungsregionen hinweg konsistent sein.
- Umfängliche Transparenz
- Verwendung einheitlicher Einheiten über die Planungsregionen hinweg bzw. Angabe der getroffenen Annahmen für deren Umrechnung.
- Verwendung einer konsistenten regionalen Auflösung: alle Daten sollten auf Ebene der Planungsregionen angegeben werden.
- Schwerlastverkehr sollte in allen Planungsregionen berücksichtigt werden.
- Regionalszenarien als Basis für die Netzausbauplanung
Alle Netzbetreiber einer Planungsregion sollten deren Szenario als Basis für die Netzausbauplanung heranziehen, um Vergleichbarkeit und Konsistenz sicherzustellen.
- Konkretisierung auszuweisender Annahmen und Bedarfe von Flexibilität
Die Regulierungsbehörde sollte konkretisieren in welcher Form der Bedarf, das Potenzial und die Nutzung von Flexibilität in den Regionalszenarien angegeben werden muss und wie dies in den Netzausbauplänen zu berücksichtigen ist.