Europäische Day-Ahead-Strompreise im Jahr 2024
- Mit durchschnittlich rund 75 €/MWh sanken die europäischen Day-Ahead-Strompreise nach 2023 erneut.
- Insgesamt fielen die Preise in allen Ländern unter das Niveau von 2021.
- Im Großteil der europäischen Länder stieg die Preisvolatilität.
- In 21 der 25 betrachteten Ländern wurde eine Rekordanzahl an Negativpreisen verzeichnet.
Im Jahr 2024 sanken die Strompreise in Europa erneut. Bereits im Vorjahr hatten sich die europäischen Day-Ahead–Preise vom starken Preisanstieg im Jahr 2022 deutlich erholt (vgl. Beitrag des Vorjahres). Der europäische Preisdurchschnitt lag im Jahr 2024 bei ca. 75 €/MWh und fiel damit deutlich unter das Niveau von 2021, in welchem die Strompreise durch den Anstieg der Gaspreise im vierten Quartal deutlich angestiegen waren. Die Preise lagen jedoch weiterhin deutlich über dem Vorkrisenniveau. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung des durchschnittlichen Jahresstrompreises (Base Price) von 2020 bis 2024 für 25 europäische Länder basierend auf den Daten der ENTSO-e Transparency Platform.

Insgesamt wurden die höchsten Day-Ahead Strompreise in Irland (109 €/MWh) und in Italien (107 €/MWh) verzeichnet. Auch in Serbien und Rumänien lagen die Preise im Durchschnitt bei über 100 €/MWh. Deutschland lag mit 79,6 €/MWh ebenfalls über dem europäischen Durchschnitt. Die Preisentwicklung in Deutschland haben wir bereits in unserem Artikel zur deutschen Strompreisentwicklung 2024 genauer beleuchtet. Die niedrigsten Strompreise wurden wie bereits im Vorjahr in Schweden (36 €/MWh) verzeichnet. Damit lag der Strompreis in Schweden bei weniger als der Hälfte des europäischen Durchschnitts. Auch in Norwegen und Finnland lag das mittlere Preisniveau bei unter 50 €/MWh.
Mittlere Day-Ahead Preise sind im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahreswert in allen analysierten Ländern weiter gesunken, was von einer zunehmenden Stabilisierung nach den Krisenjahren zeugt. Auch das jeweilige Preisniveau des Jahres 2021 wurde in allen Ländern unterschritten. Je nach Land fielen die mittleren Day-Ahead Preise allerdings in unterschiedlich starker Ausprägung. Besonders stark fiel das Preisniveau 2024 im Vergleich zum Vorjahr in Frankreich, Norwegen und Schweden. Laut Daten der ENTSO-e zeichnete sich das Jahr 2024 in Frankreich durch eine deutlich höhere Kernkraftwerkverfügbarkeit im Vergleich zu den Vorjahren aus [2]. Im Jahr 2024 stellten Kernkraftwerke in Frankreich fast 70 % des Strommixes, während sich der Anteil von Gas von rund 6 % im Vorjahr auf 3,3 % nahezu halbierte [3]. Hierdurch waren teure Gaskraftwerke seltener preissetzend in der französischen Gebotszone.
Norwegen war 2024 mit einem Erzeugungsmix von etwa 99 % erneuerbarer Energien erneut europäischer Vorreiter [4]. Insbesondere die Nutzung von Wasserkraft ermöglicht eine kostengünstige Stromproduktion. Norwegen und Schweden sind über Interkonnektoren eng an den europäischen Strommarkt gekoppelt und exportieren häufig überschüssigen Strom. Das niedrigere Preisniveau in Europa erzeugt in den skandinavischen Nettoexportländern zusätzlichen Abwärtsdruck auf die Preise, da sinkende Nachfrage nach skandinavischem Strom und geringere Exporterlöse das Stromangebot im Inland erhöhen.
Vergleichsweise hohe Preisreduktionen (ca. 30 %) zeigten sich auch in Portugal, Spanien und Belgien. Im Jahr 2023 machte Erdgas etwa 20 % der Erzeugung der drei Länder aus, sodass der Gaspreis einen starken Einfluss auf die Strompreise nahm. 2024 sank nicht nur der Gaspreis, sondern auch der Erdgasanteil in den drei Ländern, während der Ausbau erneuerbarer Energien deutlich voranschritt. Im Vergleich dazu fiel die Preisreduktion in den osteuropäischen und baltischen Staaten deutlich geringer aus.
Während das absolute Preisniveau in allen Ländern gesunken ist, ergibt sich ein weniger einheitliches Bild hinsichtlich der Entwicklung der Preisvolatilität. Abbildung 2 zeigt die mittlere tägliche Standardabweichung des Strompreises pro Land als Indikator für die Preisvolatilität für die Jahre 2020 bis 2024.

Während im Vorjahr die Standardabweichung in allen Ländern gesunken war, ist sie im Jahr 2024 in 16 der 25 Länder erneut angestiegen. Im europäischen Durchschnitt betrug die mittlere tägliche Standardabweichung ca. 28 €/MWh und lag damit leicht über dem Vorjahresmittel (26 €/MWh). Im Vergleich zu 2023 ist die Preisvolatilität insbesondere in Ungarn, Polen, Serbien und Rumänien gestiegen. Die höchste Preisvolatilität wiesen im Jahr 2024 mit über 50 €/MWh Rumänien und Ungarn auf. Auch in den baltischen Staaten, in Serbien und in Griechenland war die Preisvolatilität vergleichsweise hoch. Damit traten die höchsten Preisvolatilitäten auch 2024 insbesondere in kleinen Marktgebieten auf, die nur über begrenzte Übertragungskapazitäten zum größeren europäischen Verbundnetz verfügen.
Im Gegensatz dazu war der Strompreis in Norwegen, Schweden, Italien und der Schweiz mit einer täglichen Standardabweichung von unter 20 €/MWh deutlich weniger volatil. Länder mit einem hohen Anteil an Wasserkraft, wie beispielsweise Schweden und Norwegen, zeigten eine geringere Preisvolatilität. Insbesondere Pumpspeicherkraftwerke sind flexibel einsetzbar, unabhängig von Brennstoffpreisen und können so Schwankungen im Angebot und der Nachfrage effektiv ausgleichen. In Schweden und Italien ist die Preisvolatilität sogar trotz steigendem Anteil an erneuerbaren Energien im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Auch in Ländern wie Frankreich und Norwegen sank die durchschnittliche tägliche Standardabweichung des Day-Ahead Preises im Vergleich zu 2023.
Im Jahr 2024 wurde in 21 der 25 betrachteten Ländern eine Rekordanzahl an Negativpreisen verzeichnet (siehe Abbildung 3). Negativpreise entstehen, wenn das Angebot an Strom zu dem jeweiligen Zeitpunkt die Nachfrage übersteigt.

Stunden mit negativen Day-Ahead Preisen traten 2024 erstmals auch in Spanien und Portugal auf. Besonders viele Stunden mit Negativpreisen auf dem Day-Ahead Markt traten im Jahr 2024 in Finnland (725) auf, Schweden (652) und den Niederlanden (458). Deutschland belegte im Ländervergleich mit 459 Negativpreisen den dritten Platz. Negativpreise in Deutschland haben wir bereits ausführlicher in unserem Artikel vom 21.10.24 diskutiert. In Norwegen sank die Zahl der negativen Strompreise auf 231, während in Irland die ohnehin geringe Anzahl weiter abnahm. Lediglich in Italien und Serbien traten 2024 wie bereits im Vorjahr keine Negativpreise auf. In beiden Ländern sind negative Preise regulatorisch nicht zulässig.
Das Auftreten von Negativpreisen wird oft mit einem steigenden Anteil an erneuerbaren Energien begründet und tatsächlich wird die Entstehung von Negativpreisen durch wenig flexible oder wetterabhängige Energiequellen begünstigt. Allerdings besteht im Ländervergleich keine klare Korrelation zwischen dem Anteil erneuerbarer Energien im Strommix und dem Auftreten von Negativpreisen. Vielmehr zeigt ein hoher Anteil an Negativpreisen an, dass Speicher- und Flexibilitätslösungen fehlen, um auf Schwankungen in Nachfrage und Erzeugung effizient zu reagieren. Negative Preise setzen damit, genauso wie eine hohe Preisvolatilität, Anreize für die Integration von Speichern und Flexibilität ins Stromnetz.
Eine detaillierte Analyse der deutschen Day-Ahead- und Intraday-Strompreise finden Sie hier.
[1] Entso-E Transpareny Platform. 2025. “Actual Generation per Production Type”, Data view (entsoe.eu)
[2] EPEX SPOT. 2025. “Market data“, https://www.epexspot.com/en/market-data,
[3] Entso-E Transparency Platform. 2025. “Installed Capacity per Production Type”, Data view (entsoe.eu)
[4] Energy Charts. 2024. „Öffentliche Nettostromerzeugung 2024“,https://www.energy-charts.info/charts/energy_pie/chart.htm?l=de&c=FR&interval=year&year=2024
*Die Daten der Entso-E weisen teilweise Abweichungen zu den Daten der EPEX auf. In den Fällen, in denen uns beide Datenquellen vorlagen, verwenden wir die Daten der EPEX.