Energiewende „bottom-up“ – sektorübergreifend, gemeinschaftlich und lösungsorientiert
Wie können Kommunikationstools Kommunen bei der Entwicklung von Transformationsstrategien unterstützen? Welche Rolle nimmt Wissenschaftskommunikation heutzutage in der Forschung ein? Antworten auf unter anderem diese Fragen gab es bei unserem Besuch der 5. INSIST-Nachwuchstagung. INSIST (Interdisciplinary Network for Studies Investigating Science and Technology) ist eine Initiative der Technik- und Wissenschaftsforschung. Das Thema der Tagung lautete “Wissenschaft und Technologie kommunizieren – Kontroversität, Dialog und Partizipation”.
Neben Beiträgen zur aktuellen Forschung im Bereich der Wissenschaftskommunikation wurde die Konferenz durch einige Impulse aus der Praxis bereichert. In der Panel-Session „Technikentwicklung partizipativ gestalten“ gab Timo Limmer einen Einblick in die laufenden Arbeiten des Verbundvorhabens ZuSkE („Die Zukunft der Sektorkopplung auf kommunaler Ebene – gemeinsam gestalten, bewerten und handeln“). Der Beitrag gab einen Überblick über das Projekt und fokussierte einen der Schwerpunkte, welcher auf der partizipativen Entwicklung von Kommunikationstools für kommunale Akteur:innen liegt. Diese sind eine digitale Webanwendung sowie eine analoge „Toolbox“. Ziel der Webanwendung ist es, eine gemeinsame Wissensbasis zum Thema kommunale Sektorkopplung sowie zu lokalen Gegebenheiten in den drei Praxiskommunen des Projekts Berlin, Walldorf und Freilassing zu schaffen. Die „Toolbox“ hingegen bringt Akteur:innen zusammen, um gemeinsam Herausforderungen zu identifizieren, Lösungsideen zu entwickeln und Strategien zu erarbeiten. In Workshops mit den jeweiligen Praxiskommunen wurden zu Beginn des Projekts die Bedarfe und Hemmnisse hinsichtlich der Energiewende vor Ort ermittelt. Diese Informationen wurden bei der nachgelagerten Entwicklung von Prototypen für die beiden Kommunikationstools berücksichtigt. Im Frühjahr und Sommer 2022 wurden diese bereits gemeinsam mit den lokalen Akteur:innen anhand digitaler Usertests (Webanwendung) als auch in Test-Workshops vor Ort („Toolbox“) erprobt. Im weiteren Projektverlauf entstehen außerdem ein Katalog mit 100 Maßnahmen und Praxisbeispielen für kommunale Sektorkopplung sowie ein 10-Punkte-Plan als zusätzliche Hilfestellungen für die Kommunen.
Abseits der Diskussion zu den beiden Kommunikationstools im Projekt ZuSkE bot die INSIST-Tagung die Möglichkeit, einen Schritt aus der Praxis zurückzutreten und von außen einen Blick auf die Wissenschaftskommunikation zu werfen. Die Tagung zeigte, dass sich diese vor allem durch partizipative Ansätze und „Neue Medien“ sowie damit einhergehende Aspekte wie z.B. Social Media in den letzten Jahren stark gewandelt hat. Sie erfolgt heute nicht mehr nur linear und „top-down“, also von der Wissenschaft an die Zielgruppe (z.B. Öffentlichkeit, Politik, Wirtschaft, …), sondern auch in die andere Richtung. Zudem ist die Wissenschaftskommunikation heute statt einem „Add-On“ immer mehr ein integrativer Bestandteil der Wissenschaft. In vielen Forschungsinstituten wächst ihre Bedeutung – so auch an der FfE. Denn insbesondere Energiethemen erfahren durch Klimakrise und geopolitische Abhängigkeiten in den letzten Jahren eine wachsende öffentliche Aufmerksamkeit und gesellschaftliche Relevanz. Die Zielgruppe wird zunehmend breiter und die Kanäle bzw. Medien verändern sich: Social Media, Infografik, interaktive Webanwendung, Podcast … Daneben findet auch in geförderten Projekten mehr Austausch mit Unternehmen und Kommunen statt – wie im Projekt ZuSkE.
Die 5. INSIST-Nachwuchstagung fand am 6. und 7. Oktober 2022 in den Räumen des Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft in Berlin statt.