28.01.2025

Dynamische Ladetarife – Auswirkung der Energiewende auf Ladehubs und Logistik-Depots

Im Gegensatz zu einem klassischen Stromliefervertrag bei dem der Strompreis pro verbrauchter Kilowattstunde (kWh) immer gleich ist, ist der Preis bei dynamischen Stromtarifen flexibel – der Preis ändert sich also mit der Zeit. Dadurch können beispielsweise Endverbraucher:innen mit Elektroautos oder Wärmepumpen besonders von dynamischen Stromtarifen profitieren, indem sie ihren Strom in Zeiten mit niedrigen Preisen beziehen.

In Deutschland müssen alle Stromanbieter ab dem 01.01.2025 dynamische Stromtarife anbieten. Allerdings fühlen sich noch immer über 80 % der deutschen Haushalte zu dynamischen Stromtarifen eher schlecht oder überhaupt nicht informiert [1]. Aus diesen Gründen informiert unsere Beitragsreihe über dynamische Stromtarife für verschiedene Verbraucher-Gruppen. Wir erläutern, wer von welchen Tarifausgestaltungen besonders profitieren kann und wie dynamische Tarife ausgestaltet werden können.

Benötigen Sie Unterstützung bei der methodischen und prozessualen Entwicklung entsprechender dynamischer Stromtarife? Kontaktieren Sie gerne die unten genannten Expert:innen der FfE!

Die einzelnen Kapitel unserer Beitragsreihe zu dynamischen Stromtarifen:

  1. Welche Tarifarten gibt es, was sind ihre Vor- und Nachteile und was muss technisch gemacht werden?
  2. Dynamische Stromtarife für Haushalte
  3. Dynamische Ladetarife – Auswirkung der Energiewende auf Ladehubs und Logistik-Depots
  4. Energy Sharing – Lokale dynamische Tarife

Hintergrund

Die anstehende Elektrifizierung des Logistiksektors soll einen erheblichen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten, wird aber auch eine tiefe Umstellung der etablierten Prozesse der Logistikbranche erfordern.

Tatsächlich stellt die Integration neuer Stromverbraucher aus dem Logistiksektor in das Energiesystem eine Herausforderung dar. Es werden Mechanismen benötigt, die sicherstellen, dass die Ladevorgänge im Logistiksektor die Integration erneuerbarer Energien unterstützen und zur Stabilität des Energiesystems beitragen, statt es zu belasten.

Wie bereits in unserem Beitrag Tarifarten, Vor- und Nachteile, technische Anforderungen dargestellt, bieten sich dynamische Tarife als Lösung an, um ein netz- oder systemdienliches Verhalten der Nutzer anzureizen. Abbildung 1 zeigt einen beispielhaften dynamischen Ladetarif, der den Verbrauch in Zeiten hoher lokalen PV-Erzeugung anreizen soll.

Abbildung 1: Beispielhafter variabler Ladetarif (ct/kWh). Der Aufbau dieses Tarifs soll Laden an Stunden mit hoher PV-Erzeugung incentivieren

Da im Logistik-Kontext zahlreiche Akteure mit teils unterschiedlichen Interessen und Prioritäten aufeinandertreffen, ist die zielgerichtete Umsetzung dynamischer Ladetarife, sowie die generelle Transformation der Branche im Zuge der Energiewende ein komplexes Problem. Dieser Beitrag verfolgt das Ziel, einen Auszug der wichtigsten Fragestellungen und Rahmenbedingungen zur Flexibilisierung des Verbrauchs in der Logistikbranche darzustellen.

Akteure und Ziele

Im Kontext des Strommanagements im Logistiksektor können folgende Rollen unterschieden werden:

  • Flottenmanager: Betreibt die Fahrzeuge, ist an Zeitpläne und weitere Bedingungen bei der Routenplanung gebunden und verfolgt das Ziel, die Fahrzeuge kostenoptimiert zu laden.
  • Betreiber eines Ladehubs: Ein Ladehub kann an einem Depot oder ggf. isoliert betrieben werden und bietet Fahrzeugen der Logistikbranche eine Lademöglichkeit. Der Betreiber des Ladehubs muss einen Vertrag mit einem Energielieferanten abschließen und muss garantieren, dass zu jedem Zeitpunkt an den Ladesäulen geladen werden kann. Ggf. betreibt er auch vor Ort eine eigene Erzeugungsanlage. Sein Ziel ist es, seine gesamten Strombeschaffungskosten (für Standort und Ladeinfrastruktur) zu minimieren.
  • Depotbetreiber mit eigener Flotte: Beide Rollen können durch den selben Akteur eingenommen werden. In diesem Fall muss der Depotbetreiber seine Gesamtkosten für den Standort und zur Deckung der Mobilitätsbedürfnisse optimieren.

Die Ziele und Rahmenbedingungen der einzelnen Akteure, sowie die Strategien, die sie auf dieser Basis entwickeln müssen, werden in Tabelle 1 dargestellt.

Tabelle 1: Überblick der Akteure im Logistikbereich und ihrer Ziele, Rahmenbedingungen und Strategien im Kontext der Elektrifizierung des Transports

Komplexität durch individuelle Rahmenbedingungen

Mobilitätsbedürfnisse

Jede Flotte hat individuelle Rahmenbedingungen im Bereich der Routenplanung. Je nach Einsatzbereich, Länge der Strecken oder Zeitplan der Lieferungen muss die Ladestrategie angepasst werden.

Erzeugungs- und Verbrauchsprofile, flexible Verbraucher am Standort

Aus Sicht des Depotbetreibers muss auf Basis der lokalen Erzeugung und des lokalen Verbrauchs ermittelt werden, wann das Laden der Fahrzeuge incentiviert werden soll, damit entsprechend Ladetarife abgeleitet werden können. Umgekehrt kann jedoch auch das Energiemanagement des Standorts angepasst werden, wenn hohe Erlöse an den Ladesäulen vorhersehbar sind. Insbesondere sind hier die individuellen Gegebenheiten des Standorts (flexible Verbraucher, Speicher…) ausschlaggebend.

Unsere Leistungen

Die FfE befasst sich im Rahmen der Forschungsprojekte Bid-E-V | Bidirektionale elektrische Vans, Nutzfahrzeugelektrifizierung für Transportsektor-optimierte Netzanbindung (NEFTON) und SPIRIT-E – Shared Private Charging Infrastructure and Reservation for Bidirectionally Integrated Truck Electrification intensiv mit den spezifischen Fragestellungen der Logistikbranche und steht Ihnen bei Ihrer Transformation beratend zur Seite. Im Rahmen zahlreicher Projekte hat die FfE Simulationen entwickelt, die eine Gesamtoptimierung der Erlöse für Depot-Betreiber und für Flottenmanager ermöglichen.

Wir bieten ihnen eine individualisierte Beratung. Auf Basis der Standortgegebenheiten und der Mobilitätsbedürfnisse entwickeln wir gemeinsam mit Ihnen die für Sie optimalen Ladestrategien und dynamische Ladetarife. Wir identifizieren Maßnahmen, um die Wirtschaftlichkeit ihres Depots oder ihrer Flotte zu steigern. Mögliche Maßnahmen umfassen unter anderem:

  • Investitionen in Batteriespeicher
  • Strategische Diversifizierung des Kunden-Portfolios
  • Teilnahme an Netz- und Systemdienstleistungen
  • Kostenoptimierungen durch den Einsatz bidirektionaler Fahrzeuge

Zudem unterstützen wir sie bei der technischen und prozessualen Umsetzung der Ladetarife in ihrem Depot.

Wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen und auf die Entwicklung der passenden Lösung für Sie!