02.03.2020

Blockchain – Ausgewählte Anwendungsfälle in der Energiewirtschaft

Nachdem im letzten Beitrag bereits eine Übersicht potenzieller Anwendungen der Blockchain-Technologie gegeben wurde, werden im fünften Teil der Beitragsserie ausgewählte Use Cases in der Energiewirtschaft vorgestellt. Diese Auswahl basiert auf den Ergebnissen des Projektes B10X (Blockchain – Chance zur Transformation der Energiewirtschaft? ) und ist u. a. Grundlage für kommende Umsetzungsprojekte.

Übersicht über die Beitragsserie zum Thema Blockchain in der Energiewirtschaft – eine Einführung

  1. Definition, Entstehung und Wertversprechen
  2. Technologie, Aufbau und Begrifflichkeiten im Kontext der Blockchain
  3. Von der Blockchain zur Blockchain-Plattform
  4. Anwendung der Blockchain-Technologie
  5. Ausgewählte Anwendungsfälle in der Energiewirtschaft
  6. Ausblick: Distributed Energy Data Platform

a) Labeling

„Beschreibt die eindeutige, transparente und manipulationssichere digitale Abbildung von Einspeisung und Entnahme sowie deren zeitliche und räumliche Verknüpfung unter der Berücksichtigung physikalischer Randbedingungen.“

Ausgewählte Anwendungsfälle:

b) Asset Logging

„Asset Logging beschreibt die Erfassung von Betriebs-, Wartungs- und Instandhaltungsdaten mittels intelligenter Messsysteme (iMSys), Prüforganen oder weiterer angemessener Quellen sowie deren manipulationssichere und zeitdiskrete Speicherung und Verarbeitung“

Die folgende Darstellung beschreibt einen möglichen Aufbau einer solchen Blockchain-basierten Asset Logging Platform.

c) P2P-Energiehandel

Ein Anwendungsfall der Blockchain-Technologie umfasst den P2P-Handel sowohl im B2B (Börse, OTC) als auch im C2C-Bereich.

  • P2P-Handel ist grundsätzlich umsetzbar -> die Blockchain ist für dezentralen Handel ein perfektes Instrument
  • Aber:
    • Der Handel ist an physikalische Randbedingungen gekoppelt und dadurch komplex
    • Die Rollen und Verantwortlichkeiten von EVU umfassen deutlich mehr Verantwortlichkeiten als „nur“ den Handel
    • Physikalischer Ausgleich von Erzeugungs- und Verbrauchsabweichungen wird immer wichtiger durch den Ausbau erneuerbarer Erzeuger und neuer Verbraucher (Flexibilität!)
      -> Bilanzkreisverantwortung ist weiterhin notwendig
    • Sicherheitsaspekte in der IT erschweren einen kurzfristigen Einsatz neuer Technologien
    • BSI-zertifizierte Zähler sind aktuell nicht Blockchain-Kompatibel
    • Die Kosten des EVUs (gesamt) sind (am Haushaltsstrompreis) nur ca. 2,5-3 ct/kWh
    • Die Digitalisierung in der Energiebranche ist allgemein sehr langsam und derzeit eine praktische Restriktion
    • In einer stark regulierten Branche mit Fokus auf Sicherheit und Zuverlässigkeit ist ein solch disruptiver Ansatz nicht schnell umsetzbar

d) Kurzfristiger Lieferantenwechsel

Der aktuelle Prozess des Lieferantenwechsels im deutschen Strommarkt weist eine Reihe von Nachteilen auf, die mit einer optimierten IT-Infrastruktur zur Marktkommunikation behoben werden können. Eine Möglichkeit dazu ist eine Umsetzung auf Blockchain-Basis, welche wesentlich von den Eigenschaften der Unveränderbarkeit, der Dezentralität und der Transparenz profitiert. Diese ermöglichen allen relevanten Akteuren den Zugriff auf eine einheitliche und verlässliche Datenbasis und steigern so die Effizienz und die Geschwindigkeit des Prozesses.

Abbildung: Optimierungspotenzial durch eine gemeinsame Datenbasis mittels Blockchain

e) Nachweis von Regelleistung

Anbieter von Regelleistung müssen bei Abruf die ordnungsgemäße Erbringung der Regelleistung nachweisen. Zu diesem Zweck übermitteln sie den geplanten (Baseline) und tatsächlichen (Wirkleistung) Arbeitspunkt an den Übertragungsnetzbetreiber. Dieser prüft durch einen Vergleich der beiden Zeitreihen die ordnungsgemäße Erbringung. Dieser Vergleich könnte automatisiert über eine Blockchain erfolgen.