09.08.2021

Anwendungshilfe SGAM: Smart Grid Use Cases modellieren

Beitrag in der et – Energiewirtschaftliche Tagesfragen, Ausgabe 5 2020

Die Energieerzeugung im deutschen Energieversorgungssystem wird durch die Energiewende zunehmend dezentraler. Dies erhöht die Anzahl der zu steuernden Komponenten für den Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch oder zur Vermeidung von Netzengpässen, wodurch die Komplexität des Energieversorgungssystems stetig zunimmt. Um mit dieser steigenden Komplexität umgehen zu können, werden die einzelnen Komponenten mit Informations- und Kommunikationstechnik (IKT), in Deutschland beispielsweise mit intelligenten Messsystemen, vernetzt. Dieses Smart Grid System ist derzeit Betrachtungsgegenstand vieler Forschungsaktivitäten. Die resultierenden Erkenntnisse müssen in einer gemeinsamen „Sprache“ abgebildet werden, um z. B. einen Standardisierungsbedarf identifizieren zu können, aber auch ein gemeinsames Verständnis zu fördern. So werden derzeit viele Flexibilitätsplattformen entwickelt – systematisch verglichen werden können diese jedoch nur, wenn sie einheitlich beschrieben sind. Mit dem Smart Grid Architecture Model (SGAM) können verschiedene Anwendungsfälle nebeneinandergelegt und diese verglichen werden. Es stellt in diesem Sinne eine „gemeinsame Sprache“ dar, um Smart Grid Anwendungsfälle zu beschreiben und zu vergleichen. Der Artikel auf der rechten Seite beschreibt das Modell, zeigt dessen Stärken und Schwächen und gibt Impulse zur Nutzung.

Das Rahmenwerk SGAM wurde im Zuge des Mandats M/490 der Europäischen Kommission und der Europäischen Freihandelsassoziation 2011 für die kontinuierliche Weiterentwicklung der relevanten Normen und Standards im Smart-Grid Umfeld entwickelt. [1] Die Entwicklung übernahm die Smart Grid Coordination Group an CEN/CENELEC und ETSI in einem Zusammenschluss von europäischen Normierungsgremien und erarbeiteten 2012 SGAM, welches in [2] erstmals vorgestellt wurde. Seit dieser anfänglichen Konzeption wurde das SGAM Framework nicht mehr verändert. Die Methodik und Anwendung des Modells hingegen wurden stetig weiterentwickelt.

In einer Zusammenarbeit mit OFFIS – Institut für Informatik wurde in einem ET Artikel eine Anwendungshilfe zu SGAM geschrieben (siehe Abbildung 1). Dieser Beitrag beschreibt den Anwendungsbereich, die Ziele und das Vorgehen in der Modellierung mit SGAM. Ferner werden Stärken, Schwächen und Erfahrungen aus der Praxis beschrieben.

Abbildung 1: Vom Use Case zum SGAM basierend auf [3] und [4]

Literatur

[1] Directorate B – Security of supply, Energy markets & Networks: M/490 EN Smart Grid Mandate – Standardization Mandate to European Standardisation Organisations (ESOs) to support European Smart Grid deployment. Brüssel: European Commission, 2011.

[2] Smart Grid Reference Architecture. Brüssel: CEN-CENELEC-ETSI Smart Grid Coordination Group, 2012

[3] Gottschalk, Marion et al.: The Use Case and Smart Grid Architecture Model Approach – The IEC 62559-2 Use Case Template and the SGAM Applied in Various Domains. Cham: OFFIS – Institute for Information Technology, 2017. ISBN 978-3-319-49228-5.

[4] CEN-CENELEC-ETSI Smart Grid Coordination Group: SG-CG/ M490/F_ Overview of SG-CG Methodologies. Brüssel, Belgien: CENELEC, 2014.