Analysen zum EU-ETS und Bewertung von CO₂-Verminderungsmaßnahmen
Vortrag im Rahmen der 11. Internationalen Energiewirtschaftstagung (IEWT 2019) in Wien
Abstract:
Der Beitrag geht auf die wichtigsten Reformen des EU-ETS in der Vergangenheit ein und stellt die aktuelle Reform vom April 2018 vor. Anschließend wird der regulatorische Status Quo des EU-ETS beschrieben. Aufbauend auf zwei unterschiedlichen Emissionsszenarien bezüglich der EU-ETS-pflichtigen Anlagen werden mögliche EU-ETS Gesamtentwicklungspfade untersucht und gezeigt, wie sich CO2-Verminderungsmaßnahmen auf das System auswirken. Abschließend wird festgestellt, dass weiterer Reformbedarf besteht, um das EU-ETS langfristig robust auszugestalten.
Status Quo
In Abbildung 1 sind die wichtigsten Meilensteine im EU-ETS dargestellt.
Abbildung 2 zeigt die Entwicklung des Angebots an Zertifikaten, der verifizierten Emissionen, des Überschusses mit und ohne Backloading sowie des durchschnittlichen Preises der EUA-Futures an der Intercontinental Exchange (ICE) von 2008 bis 2017. Der Überschuss hat im Jahr 2014 mit etwa 2,2 Mrd. tCO2-Äq. seinen Höchststand erreicht. Durch das Backloading wurde dieser dann auf etwa 1,65 Mrd. Zertifikate im Jahr 2017 reduziert. Die in Abbildung 2 grau eingefärbte Fläche zeigt den Verlauf des Überschusses ohne das Backloading, wodurch dieser heute über 3 Mrd. Zertifikate betragen würde. Bei einem Vergleich des Verlaufs der EUA‑Preise mit dem des Überschusses wird deutlich, dass mit zunehmenden Zertifikatsüberschuss der Preis abfällt und im Jahr 2013 innerhalb des Betrachtungszeitraums seinen Tiefpunkt erreicht. Das Zurückhalten der Zertifikate hatte kurzzeitig einen Effekt auf den Preis. Im Jahr 2017 befand sich der EUA-Preis mit 6 €/EUA jedoch wieder auf dem gleichen Niveau wie im Jahr 2014.
Ausgewählte Ergebnisse
Im Folgenden wird anhand des Basisszenarios, das sich an dem EU-Referenzszenario 2016 orientiert ein möglicher Entwicklungspfad des EU-ETS untersucht. Die Emissionsverringerungen betragen hier durchschnittlich 1,8 % pro Jahr. In Abbildung 3 ist die Entwicklung der EU-ETS relevanten Größen auf Grundlage des Basisszenarios von 2008 bis 2030 dargestellt.
Der gesamte Überschuss (graue Linie) setzt sich aus dem Marktstabilitäts(MSR)-Volumen und der gesamten im Umlauf befindlichen Menge an Zertifikaten (TNAC – total number of allowances in circulation) zusammen. Der TNAC stellt die Menge der dem Markt direkt verfügbaren Zertifikate dar, während das MSR-Volumen die Menge an Zertifikaten abbildet, die dem Markt nicht zur Verfügung stehen. Der TNAC inkl. Luftverkehr (blaue Linie) bezieht zusätzlich die Luftverkehrszertifikate in die Berechnung mit ein. Dies wird bei der TNAC Berechnung nach [30] jedoch nicht berücksichtigt. Der TNAC liegt im Jahr 2030 bei knapp 510 Mio. Zertifikaten und hat sich somit gegenüber seinem Höchststand im Jahr 2014 um ca. 1,5 Mrd. Zertifikate verringert. Die in die MSR eingestellten Zertifikate betragen im Jahr 2022 über 3.000 Mio. tCO2-Äq. Im Jahr 2023 werden 2769 Mio. Zertifikaten aus der MSR gelöscht. Trotzdem bleibt der totale Überschuss über die gesamte Handelsperiode 4 bestehen und liegt im Jahr 2030 immer noch deutlich über 1 Mrd. Zertifikate. Die Reformen zeigen zwar somit Wirkung, sind aber dennoch nicht ausreichend um die in der Vergangenheit begonnen Fehler auszugleichen.
Die Ergebnisse wurden auf der 11. Internationalen Energiewirtschaftstagung (IEWT 2019) in Wien vorgestellt.
Literatur:
[1] Daten von https://www.theice.com/market-data. Atlanta, Georgia, U.S.: Intercontinental Exchange, Inc, 2017
[2] European Union Emissions Trading System (EU ETS) data from EUTL: https://www.eea.europa.eu/ds_resolveuid/f1f4c856530a410f8e26941ea331a77b; Copenhagen Denmark: European Environment Agency (EEA), 2018.
[3] EU-Kommission: Veröffentlichung der Gesamtmenge der 2017 im Umlauf befindlichen Zertifikate für die Zwecke der Marktstabilitätsreserve im Rahmen des mit der Richtlinie 2003/87/EG eingerichteten EU-Emissionshandelssystems. Brüssel: EU-Kommission, 2018.