22.03.2023

13. Internationale Energiewirtschaftstagung 2023 an der TU Wien

Vom 15. bis zum 17. Februar 2023 fand an der TU Wien die 13. IEWT Konferenz statt. “Die Zukunft der EnergieMÄRKTE in Europa vor dem Hintergrund neuer geopolitischer Ungleichgewichte” war die Überschrift der Veranstaltung. Von Seiten der FfE gab es mehrere Beiträge, die in das Programm aufgenommen wurden. Im Folgenden wollen wir Ihnen diese kurz vorstellen. Bei Interesse an näheren Informationen finden Sie den Download-Link zum Volltext unter den jeweiligen Kurzfassungen.

Postervorstellung: Flexibilitätsvermarktung von kleinteiligen Anlagen in Deutschland – aktuelle und zukünftige Herausforderungen und Chancen

Derzeit verändert sich das deutsche Energiesystem hin zu einem steigenden Anteil an flexibilisierbaren elektrischen Kleinverbrauchern wie Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge. Damit diese für das Energiesystem nutzbar gemacht werden können, werden profitable Geschäftsmodelle für die Endkunden benötigt. Aktuell wird unter anderem die Vermarktung von Elektrofahrzeugen an den verschiedenen Strommärkten diskutiert (sogenannte Vehicle-to-Grid-Use-Case). Dies führt zu der Forschungsfrage, wie bestehende Akteure der Flexibilitätsvermarktung Chancen und Herausforderungen für die Vermarktung dieser Anlagen in ihrem Portfolio sehen.

Zur Beantwortung der Forschungsfrage im Projekt unIT-e² werden halbstrukturierte Interviews mit verschiedenen Akteuren des Flexibilitätsmarketings in Deutschland geführt. In einem ersten Schritt werden in einer Literaturrecherche aktuelle Akteure der Flexibilitätsvermarktung in Deutschland identifiziert. Im zweiten Schritt werden relevante Kategorien für den Fragebogen definiert und ein Interviewfragebogen erstellt. Die folgenden Kategorien werden berücksichtigt: „Die aktuelle Situation der Flexibilitätsvermarkter“ und „Flexibilitätsvermarktung von Kleinanlagen“. Je nach Akteur wird der Fragebogen entsprechend angepasst. Die Interviews werden durchgeführt und die Interviewergebnisse werden mit der Literatur verglichen und hinterfragt.

Für die Interviews konnten wir Befragte aus sieben Unternehmen gewinnen, die unterschiedliche Akteure des Flexibilitätsmarketings repräsentieren, so dass eine ganzheitliche Analyse durchgeführt werden kann.

Was die heutige Vermarktungssituation betrifft, so gibt es fast keine Vermarktung von Kleinanlagen wie Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen. Die größten Herausforderungen sind laut der Interviewpartner hohe technische und organisatorische Kosten bei geringen Margen – und damit geringem Ertragspotenzial – sowie mangelnde Akzeptanz (insbesondere bei Elektrofahrzeugen). Mögliche Preisanreize werden durch wenig günstige regulatorische Rahmenbedingungen wie Abgaben oft stark reduziert und führen zu geringen Margen (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Barrieren bei der Vermarktung von kleinteiligen Flexibilitäten

Hinsichtlich der Chancen und des zukünftigen Potenzials für die Flexibilitätsvermarktung von Kleinanlagen fallen die Antworten unterschiedlich aus. Insgesamt kann ein etwas höheres Potenzial für Spotmärkte als für Regelenergie identifiziert werden, vor allem aufgrund der geringeren regulatorischen Anforderungen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich fast alle Interviewpartner mit der Vermarktung von Kleinanlagen auseinandersetzen. Dies zeigt deutlich die Bedeutung des Themas.

Postervorstellung: Die Systemarchitektur zur Use Case Visualisierung – Ein Vergleich zwischen digitalen Plattformen und intelligenter Elektromobilität

Forschungsprojekte in der Energiewirtschaft haben zunehmend den Fokus auf der Erprobung praxisnaher, skalierbarer, technischer Lösungen, die einen direkten Beitrag zum Gelingen der Energiewende haben. Um Use Cases in Feldversuchen zielgerichtet erproben zu können, ist ein effizientes, methodisches Vorgehen unabdingbar, das in der Branche bislang nicht oder nur unzureichend etabliert ist.

Als wichtiger Baustein auf dem Weg zur Umsetzung wird in dieser Arbeit eine Methodik zur Visualisierung des umzusetzenden technischen Gesamtbilds vorgestellt. Durch die Anwendung der Methodik kann die so genannte Systemarchitektur aus der Summe aller relevanten technischen Use Cases entwickelt werden, die einerseits der Vorbereitung technischer Umsetzungsprojekte dient. Andererseits kann durch eine Vereinfachung der Visualisierung der Systemarchitektur ein Vergleich zwischen unterschiedlichen energiewirtschaftlichen Anwendungsgebieten gezogen werden. Um die universelle Anwendbarkeit der Visualisierungsmethodik zu überprüfen, werden zwei unterschiedliche Anwendungsgebiete in dieser Arbeit verglichen. Zum einen wird die vereinfachte Systemarchitektur der Use Cases aus dem Projekt InDEED visualisiert, in der Use Cases auf Basis einer digitalen Plattform unter Einbezug der Blockchain-Technologie abgebildet werden. Zum anderen wird aus dem Projekt unIT-e² heraus eine vereinfachte Systemarchitektur für Use Cases intelligent gesteuerter Elektromobilität visualisiert und diskutiert.

ystemarchitektur_InDEED und Vereinfachte Systemarchitektur Projekt inDEED
Abbildung 2: Vereinfachte Systemarchitektur der Use Cases im Projekt InDEED
Abbildung 3: Vereinfachte Systemarchitektur der Use Cases im Cluster Harmon-E im Projekt unIT-e²

Der Vergleich beider vereinfachten Systemarchitekturen zeigt, dass die vorgestellte Methode sehr gut geeignet ist, um unterschiedliche Anwendungsgebiete darzustellen und zu vergleichen, und dass sowohl relevante Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten zwischen beiden Anwendungsgebieten zutage treten. Insbesondere wird ersichtlich, dass aufgrund einer Überschneidung der beteiligten Akteure Synergien zwischen den Anwendungsgebieten bezüglich der zu schaffenden technischen Infrastruktur existieren, die über die Synergien innerhalb der Anwendungsgebiete hinausgehen. Auch lässt sich aus den gewonnenen Ergebnissen ableiten, dass die je Anwendungsgebiet zu schaffenden Intrastrukturen zur Datenübertragung skalierbar und einfach erweiterbar gestaltet werden sollten.

Präsentation: Relevanz der Methode zur Emissionsbilanzierung von grünem Wasserstoff

Der benötigte Rechtsrahmens für den Wasserstoffhochlauf ist bisher noch nicht vollständig geschaffen. Wichtige Märkte wie die Vereinigten Staaten und die Europäische Union (EU) haben erste Regulatorien auf den Weg gebracht, in denen bestimmt wird, wann Wasserstoff auf der Grundlage seines CO2-Fußabdrucks als „grün“ angesehen werden kann. Zur Berechnung dieses CO2-Fußabdrucks muss jedoch auch eine Methodik für die Bilanzierung von Treibhausgasemissionen festgelegt werden. Laut EU-Taxonomie kann die Emissionsbilanzierung von Wasserstoff entweder nach der Methode der Lebenszyklusanalyse (LCA) oder nach der Methode des delegierten Rechtsakts (DA), welcher Artikel 25 und 28 der Erneuerbare-Energien-Richtlinie ergänzt, durchgeführt werden.

In dem Konferenzbeitrag wird der CO2-Fußabdruck, welcher sich bei verschiedenen Bilanzierungsmethoden für Wasserstoff aus Elektrolyse ergibt, verglichen. Die wichtigsten Erkenntnisse sind, dass nach der DA-Methode berechnete Treibhausgasemissionen geringer sind als nach der LCA-Methode. Grundsätzlich sollte der CO2-Grenzwert für grünen Wasserstoff an die entsprechende Methodik angepasst werden. Dieser Grundsatz wird von der EU-Taxonomie nicht eingehalten, da zwischen DA- und LCA-Methode gewählt werden kann. In der Praxis bedeutet dies, dass der CO2-Fußabdruck von Wasserstoff, welcher mit Solarenergie hergestellt wurde, den Grenzwert der EU-Taxonomie für grünen Wasserstoff überschreiten kann. Das hängt davon ab, welche Methode angewandt wird und welche Datenquelle verwendet wird. Weitere Informationen zu den Unterschieden in den Emissionsbilanzierungsmethoden und die Ergebnisse des Vergleichs werden in diesem Artikel dargestellt.