06.10.2021

Was ist ein Aggregator in Trade-EVs II?

Mit einer zunehmenden Elektrifizierung von elektrischen Komponenten, wie z. B. Elektrofahrzeugen, gewinnt die Erbringung von Flexibilität im Stromnetz und deren Aggregation an Bedeutung. Das Verständnis über die Funktion eines Aggregators ist nicht einheitlich festgelegt, wodurch unterschiedliche Definitionen bestehen. Im Projekt Trade-EVs II („Trade of Renewable, Aggregates and Distributed Energy by Electric Vehicles”), welches die Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) gemeinsam mit den Elektrizitätswerken Schönau (EWS), SAP und Nextmove durchführt, werden Elektrofahrzeugflotten aggregiert und preisoptimiert vermarktet, um die Betriebskosten der Elektrofahrzeuge zu senken. Die Rolle des Aggregators steht im Projekt im Vordergrund und muss von allen Projektpartnern einheitlich verstanden werden.

Die bisherige Literatur definiert den Aggregator auf unterschiedliche Weise (vgl. [1], [2], [3] und [4]). Die aufgezeigten Definitionen unterscheiden sich im Wesentlichen hinsichtlich der Akteure, die die Rolle des Aggregators übernehmen können, und des Marktgebietes, an dem der Aggregator auftritt. Aus den bestehenden Definitionen wurde eine allgemeine Definition aufgestellt:

 

Definition Aggregator

Ein Aggregator ist eine energiewirtschaftliche Rolle mit Bilanzkreisverantwortlichkeit, die flexible Erzeugungs- und Verbrauchseinheiten sowie Speicher bündelt und an einem oder mehreren Elektrizitätsmärkten vermarktet. Die Flexibilitätsvermarktung erfolgt auf dem Regelleistungsmarkt, dem Spotmarkt, Flexibilitätsmärkten oder durch bilaterale Verträge. Wird die Aggregatorrolle von einem Stromlieferanten übernommen, handelt es sich um integrierte Flexibilitätsvermarktung. Nimmt ein anderer Marktakteur die Aggregatorrolle ein, wird er als Drittpartei-Aggregator bezeichnet und man spricht von nicht-integrierter Flexibilitätsvermarktung. Ein Aggregator kann mit einem virtuellen Kraftwerksbetreiber gleichgesetzt werden.

 

Im Projekt Trade-EVs II übernehmen der Stromlieferant Elektrizitätswerke Schönau (EWS), zugleich auch Bilanzkreisverantwortlicher und virtueller Kraftwerksbetreiber, und das Datenverarbeitungsunternehmen Coneva die Rolle des Aggregators. Coneva alleine wird im Projekt als „Daten-Aggregator“ bezeichnet – angelehnt an den Data Provider aus dem Rollenmodell für die Marktkommunikation im deutschen Energiemarkt des BDEW [5].

 

Definition Daten-Aggregator

Ein Daten-Aggregator ist ein Akteur, der die Daten zwischen Verbrauchs- und Erzeugungsanlagen und berechtigten Marktpartnern überträgt und diese zuvor aggregiert bzw. disaggregiert.

Literaturverzeichnis

[1] Marktrollen und Prozesse beim Einsatz von flexiblen Stromlasten im Energiesystem – dena-Ergebnispapier. Berlin: Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena), 2013
[2] Aphram, Sarah; Glotzbach, Lukas: Rechte und Pflichten der Akteure an regionalen Flexibilitätsmärkten unter Berücksichtigung der Transformation der Energieversorgung. Graz: 14. Symposium Energieinnovation, 2016
[3] Festlegungsverfahren zur Erbringung von Sekundärregelleistung und Minutenreserve durch Letztverbraucher gemäß § 26a StromNZV – Konsultation von Eckpunkten. Bonn: Bundesnetzagentur, 2017.
[4] Branchenleitfaden – Regelleistungserbringung durch Drittpartei-Aggregatoren gem. § 26a StromNZV. Berlin: Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne), 2016.
[5] Anwendungshilfe Rollenmodell für die Marktkommunikation im deutschen Energiemarkt – Arbeitsgrundlagen Marktkommunikation – Version: 2.0. Berlin: BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V., 2021.