03.2024 - 02.2025

Green Grid Compass – Stündlich aufgelöste Daten zur Stromerzeugung in europäischen Stromgebotszonen

Der Green Grid Compass ist ein Tool, welches gemeinsam von der FfE mit den Übertragungsnetzbetreibern 50Hertz und TenneT entwickelt wurde. Es bietet stündliche Daten zur CO₂-Intensität und zum Anteil erneuerbarer Energien in europäischen Stromgebotszonen. Im zugehörigen Umsetzungsnetzwerk vernetzen sich verschiedene Partner und diskutieren die Integration der bereitgestellten Daten in unterschiedlichen Use Cases.

Motivation und Zielsetzung

Der Green Grid Compass (GGC) wurde entwickelt, um transparent den Anteil erneuerbarer Energien und die CO₂-Intensität in den europäischen Stromgebotszonen in stündlicher Auflösung offenzulegen – wobei im Folgenden mit „CO₂“ CO₂-Äquivalente gemeint sind, also auch weitere Treibhausgase (THG) umfasst. Die bereitgestellten Daten dienen den Übertragungsnetzbetreibern zur Erfüllung von Vorgaben aus der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III), sind jedoch auch in weiteren Use Cases wie beispielsweise der Berichterstattung und der Lastflexibilisierung anwendbar.

Ziel des Projektes ist es, Unternehmen und Verbraucher:innen stündliche Daten zu der CO₂-Intensität und dem Anteil erneuerbarer Energien im Stromnetz bereitzustellen. Dies trägt zur Aufklärung bei und ermöglicht ein intelligentes Energiemanagement.

Use Cases

Die bereitgestellten Daten können in unterschiedliche Anwendungen einfließen, welche sich in die Themen Flexibilisierung und Berichterstattung zusammengefasst haben:

  • Flexibilisierung: Insbesondere die bereitgestellten Prognosen können zum Lastmanagement genutzt werden, beispielsweise als Signal für das gesteuerte Laden von Elektrofahrzeugen. Ebenso können auch flexible Erzeuger die Daten zur Optimierung nutzen, um CO₂-Emissionen zu reduzieren.
  • Berichterstattung: Stündliche Daten zur CO2-Intensität ermöglichen eine zeitlich aufgelöste Erfassung von THG-Emissionen aus Strombezug. Dies ist für die Emissionsbewertung von Flexibilitäten relevant, beispielsweise können vermiedene Emissionen von Batteriespeichern berechnet werden.

Eine detaillierte Beschreibung finden Sie in unserem Whitepaper.

Projektpartner und Umsetzungsnetzwerk

Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen den Übertragungsnetzbetreibern 50Hertz und TenneT sowie der FfE. Es baut auf den jeweils bereits existierenden Tools eCO2grid (50Hertz) und dem (TenneT, FfE) auf und führt diese im Green Grid Compass zusammen. Dabei wird die TÜV SÜD geprüfte Methodik des CO₂-Monitors in eCO2grid integriert und auf europäische Gebotszonen erweitert.

Im Umsetzungsnetzwerk werden interessierte Stakeholder, wie Netzbetreiber, Energieversorger, Unternehmen anderer Branchen, Tool-Anbieter sowie wissenschaftliche und politische Institutionen vernetzt. Ziel ist es, durch quartalsmäßige Workshops den Austausch zu fördern und eine Erprobung von Use Cases vorzubereiten.

FfE-Inhalte im Projekt

  • Entwicklung der Berechnungsmethodik: Die FfE hat die Methodik zur Bestimmung der CO₂-Intensität für den CO₂-Monitor entwickelt. Für den GGC wurde die Methodik angepasst, um die Erweiterung auf eine europaweite Darstellung von Gebotszonen zu ermöglichen.
  • THG-Prognose: Die FfE stellt mittels Machine Learning Modell Prognosen für die CO₂-Intensität und den Anteil erneuerbarer Energien in Deutschland und Belgien bereit.
  • Organisation des Umsetzungsnetzwerks: Die FfE übernimmt die Netzwerkkoordination. Dies umfasst die Vorbereitung und Durchführung der Workshops und Events im Umsetzungsnetzwerk und eine inhaltliche Begleitung der Netzwerkteilnehmenden.

Methodik

Die Methodik zur Berechnung der CO₂-Intensität und des Anteils erneuerbarer Energien basiert auf wissenschaftlich fundierten Ansätzen und wurde vom TÜV SÜD hinsichtlich Qualität und Transparenz geprüft. Die Daten werden auf stündlicher Basis bereitgestellt und umfassen sowohl Nahe-Echtzeitdaten als auch historische Daten.

Die Berechnung erfolgt auf Basis der Nettostromerzeugung, die von der ENTSO-E Transparency Plattform bezogen wird. Die Methodik umfasst die Berücksichtigung von Stromimporten und -exporten zur Berechnung des Verbrauchsmixes mithilfe des „Flow Tracing“-Ansatzes. Die energieträgerspezifische Emissionsfaktoren basieren auf Daten der Europäischen Kommission und werden mithilfe statistischer Daten in länderspezifische Emissionsfaktoren je Erzeugungstyp umgerechnet. Diese stehen sowohl für verbrennungsbedingte THG-Emissionen aus dem Betrieb (Scope 2), als auch für die Betrachtung des Lebenszyklus (Scope 3) zur Verfügung. Dabei wird die Allokation von THG-Emissionen auf die Wärme- und Stromerzeugung in Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) nach der Effizienzmethode berücksichtigt. Zudem werden Netzverluste für die Lebenszyklusbetrachtung integriert. Für die Gebotszone Deutschland-Luxemburg erfolgt eine Skalierung der ENTSO-E Daten basierend auf historischen Daten.

Abbildung 1: Überblick über die Methodik zur Berechnung der stündlichen THG-Intensität des Strommix