Wenn Wissenschaft und Politik über die Energiewende debattieren – Das C/sells Team der FfE zieht Bilanz zum politischen runden Tisch
Gerade Umsetzungsprojekte wie C/sells verlangen eine zielgerichtete Debatte zwischen der Wissenschaft und politischen EntscheidungsträgerInnen, um die entwickelten Konzepte in die Breite zu bringen. Das nahende Projektende hat die FfE daher zum Anlass genommen, Vertreterinnen und Vertreter der politischen Zukunft an einen runden Tisch zu bitten und gemeinsam konkrete Handlungsoptionen für die digitale Energiewende auszuloten. Die Auswahl der JungpolitikerInnen erfolgte bewusst: In der Energieforschung wird auf die Jahre 2030 bis 2050 Bezug genommen und mit den EntscheidungsträgerInnen genau dieser Jahre wollte man ins Gespräch kommen!
Dass die zunächst auf der Alten Utting geplante Veranstaltung aufgrund des derzeitigen Infektionsgeschehens „nur“ als digitale Veranstaltung stattfinden konnte, tat der Diskussion dabei keinen Abbruch.
Das Plenum war nur nicht in Bezug auf das vertretene Parteienspektrum breit gefächert – in der politischen Farbenlehre würde man wohl von einer „Ghana-Koalition“ sprechen –, sondern konnte auch von der Kommunal- bis zur Bundespolitik alle Ebenen bedienen. Zu Gast waren:
- Carmen Wegge, stellvertretende Landesvorsitzende Jusos in Bayern
- Lukas Köhler, MdB, klimapolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag
- Markus Täuber, stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Union
- Eva Lettenbauer, MdL, Landesvorsitzende BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Bayern
Nach einleitenden Worten von Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Mauch und einem kurzen persönlichen Rückblick auf die Projektarbeit in C/sells, konfrontierte Simon Köppl, der die Moderation des Abends übernahm, die Gäste mit der Eröffnungsfrage nach der besten Entscheidung im Rahmen der deutschen Energiewende. Auch von den Oppositionsparteien gab es hier Lob für Atomausstieg, EEG und die Einführung des europäischen Emissionshandels, sodass schnell der Grundstein für eine produktive Debatte gelegt war. Gleichzeitig gaben die Beteiligten zu bedenken, dass es noch ein weiter Weg in die Energiezukunft sei und weitere Maßnahmen nötig seien, um die Energiewende ökonomisch, ökologisch und sozialverträglich zu gestalten.
Mit Ihrem Vortrag zu den wichtigsten Erkenntnissen aus C/sells eröffnete Daniela Wohlschlager im Anschluss den inhaltlichen Block des Abends. Dazu verdeutlichte sie allen Gästen die Transdisziplinarität der Energiewende und setzte den Impuls für die nachfolgende Fragerunde. Dort entwickelte sich schnell eine lebhafte Diskussion über die Versorgungssicherheit, Rekommunalisierung von Netzinfrastruktur, Reboundeffekte und die Grenzen marktlicher Steuerungsinstrumente. Auch die ZuschauerInnen konnten sich über das F&A-Tool aktiv beteiligen und gezielte Nachfragen zu den Statements stellen.
Den Impuls für die zweite Fragerunde lieferte Dr. Ole Langniß mit seinem Beitrag zu innovativen Technologien der digitalen Energiewende. Ebenso, ergänzte Simon Köppl, hat die Arbeit im Forschungsprojekt C/sells aber gezeigt, dass neben der Erprobung von Zukunftstechnologien auch der Optimierung von Bestandsanlagen eine Schlüsselrolle bei der Transformation des Energiesystems zukommt. Angesprochen auf diese zwei Herausforderungen sind sich die Gäste einig, dass Feldversuche wie die SINTEG-Reallabore durchaus ein geeignetes Mittel sind, um mehr Tempo in die Energiewende zu bringen. Auch wenn Eva Lettenbauer und Dr. Lukas Köhler Optimierungspotenzial bei regulatorischen Rahmenbedingungen und der Technologieoffenheit sehen, herrschte ein parteiübergreifender Konsens, dass die Fördergelder in der Energieforschung gut angelegt sind.
Für die Schlussrunde hatten die politischen Gäste einen Wunsch frei. Auf die Frage, welche Technologie oder welches Ereignis bis 2050 als Deus ex Machina der Energiewende auftreten könnte, erhielt Simon Köppl ganz unterschiedliche Antworten. Markus Täuber und Dr. Lukas Köhler könnten sich einen Durchbruch bei der Kernfusion bzw. Carbon Capture and Storage-Verfahren vorstellen. Eva Lettenbauer und Carmen Wegge wollen sich dagegen nicht zu sehr auf technologische Entwicklungen verlassen, sondern nutzten ihr Abschlussstatement, um für wirksamere Klimapolitik und eine stärkere Bürgerbeteiligung zu plädieren.
Insgesamt kann die FfE eine sehr positive Bilanz zum (digitalen) politischen runden Tisch ziehen. Durch die Veranstaltung ist es gelungen, mit der politischen Zukunft in Dialog zu treten und über die prominenten Gäste zusätzliche Reichweite für ein so wichtiges Thema zu schaffen. Auch wenn C/sells sich dem Ende zuneigt, müssen wir den gemeinsamen Austausch weiterführen und dafür sorgen, dass die Forschungsergebnisse auch weiterhin Einzug in die politische Debatte halten.
Für alle, die nicht live dabei sein konnten, haben wir eine Aufzeichnung der Veranstaltung auf Youtube bereitgestellt.
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