20.07.2023 | Pressemeldung

DIVE – Digitale Identitäten als Vertrauensanker im Energiesystem

Das Energiesystem steht vor einer epochalen Veränderung: Um Klimaneutralität zu erreichen, ist ein massiver Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland erforderlich. In Zukunft werden dezentrale Anlagen mit vergleichsweise geringer Erzeugungskapazität eine viel größere Rolle spielen. Statt weniger Kraftwerke, wie es früher der Fall war, werden vermehrt Windkraftanlagen, Solarparks sowie kleine Solaranlagen auf Dächern und Balkonen zur Energieerzeugung beitragen. Auf der Verbrauchsseite wird zudem die Relevanz von steuerbaren Verbrauchern wie Ladesäulen für Elektrofahrzeuge, Hausspeicher oder Wärmepumpen zunehmen.

Die Besitzer:innen von Energieerzeugungsanlagen verbrauchen den erzeugten Strom entweder selbst oder speisen ihn wieder in das Stromnetz ein. Die Anlagen bieten daher verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. Um ein effizientes Energiesystem zu gewährleisten, sollte der Wechsel zwischen diesen Anwendungsfällen automatisiert erfolgen. Wenn eine Einspeisung erforderlich ist, um die Netzstabilität aufrechtzuerhalten, wird automatisch geprüft, ob die Anlage verfügbar ist oder nicht. Ein manueller Wechsel ist zeitaufwendig, kostspielig und bietet nicht die erforderliche Flexibilität und Geschwindigkeit. Angesichts der Millionen von Kleinstanlagen in unserem Energiesystem ist eine digitale Lösung unerlässlich.  Für diesen automatischen Wechsel braucht es jedoch das Vertrauen und die Sicherheit, dass eine Anlage tatsächlich existiert und eine bestimmte Menge Strom zu einem Zeitpunkt einspeisen kann.

Das Projekt DIVE

Das Projekt Digitale Identitäten als Vertrauensanker im Energiesystem (DIVE) konzentriert sich auf die Gewährleistung des Vertrauens und der Sicherheit, um den geforderten automatischen Wechsel zu ermöglichen. Es untersucht, wie Anlagen oder Geräte im Energiesystem mit sicheren digitalen Identitäten ausgestattet werden können und welche Strukturen für das entsprechende Identitätsmanagement erforderlich sind.

Digitale Identitäten

Eine digitale Identität kann man sich wie eine analoge Identität, wie beispielsweise einen Personalausweis vorstellen. Sie besteht ebenfalls, wie eine Personalausweisnummer, aus einer zuordenbaren Zahlennummer sowie weiteren Eigenschaften, wie beispielsweise dem Namen oder dem Wohnort. Der einzige Unterschied liegt darin, dass diese Identität digital existiert und auch verwaltet wird.

Bei einer analogen Identität gibt es anerkannte Autoritäten, die eine solche Identität oder bestimmte zugeordnete Eigenschaften, wie beispielsweise die Meldeadresse, ausstellen und auch widerrufen können. Ziel ist, dass die Überprüfung der Identität und der damit verbundenen Eigenschaften im Energiesystem der Zukunft automatisiert erfolgen kann. Dabei wird beispielsweise überprüft, ob die Anlage tatsächlich existiert und verfügbar ist, oder ob die Angaben zu Leistung und Standort der Wahrheit entsprechen.

Dies stellt sicher, dass die Anlage nicht gleichzeitig für zwei Anwendungen eingeplant wird und ermöglicht in nahezu Echtzeit zwischen verschiedenen Anwendungsfällen zu wechseln.

Das Projekt DIVE baut auf dem Vorgängerprojekt Blockchain Machine Identity Ledger (BMIL) auf, in welchem insbesondere die technische Machbarkeit der Anlagenanbindung an ein dezentrales Identitätsregister gezeigt wurde.

Ziel des Projektes DIVE

Ziel ist nun, an die gewonnenen Erkenntnisse anzuknüpfen und die dezentrale Identitätsverwaltung durch anwendungsorientierte Szenarien zu testen. Konkrete Anwendungsfälle, die im Projekt erprobt werden, sind der feingranulare Herkunftsnachweis, die Teilnahme von Kleinstanlagen an Flexibilitätsmärkten und der schnelle Lieferantenwechsel an E-Ladesäulen. Darüber hinaus soll im Projekt ein Transformationspfad entwickelt werden, der alle erforderlichen Schritte für eine umfassende Umsetzung aufzeigt. Dieser Pfad ermöglicht es, ein Ökosystem aufzubauen und weitere Anwendungen einzuführen, sobald die Grundlagen geschaffen wurden.

Das Projekt hat eine Laufzeit von Juni 2023 bis Dezember 2024.

Die Partner

Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V., Energy Web, Oli Systems, BOTlabs, fieldfisher, Fraunhofer FIT

Die assoziierten Partner

CHARGING RADAR, EnBW Energie, Equigy, Numbat, TenneT TSO, TH Ulm, TransnetBW, 50Hertz Transmission