17.04.2013 | Pressemeldung

Erhebliche regionale, saisonale und tageszeitliche Unterschiede bei den Stromexporten im Jahr 2012

München, 17. April 2013

Im Jahr 2012 konnte Deutschland einen Teil der erzeugten elektrischen Energie ins Ausland exportieren. Energieexporten in Höhe von 68,5 TWh standen Importe von 46,0 TWh gegenüber. Hieraus ergibt sich ein Exportüberschuss von 22,5 TWh. Dies entspricht in etwa 4 % des innerdeutschen Stromverbrauchs.

Abbildung 1: Eigene Berechnungen nach Handelsfluss-Daten der ENTSO-E

Die Auswertung der gemeldeten Handelsströme ergibt, dass Deutschland einen Exportüberschuss von knapp 18 TWh im Elektrizitätshandel mit Österreich erzielte. Den zweithöchsten Exportüberschuss – mehr als 15 TWh – erwirtschaftete Deutschland im Handel mit den Niederlanden. Frankreich liegt die Exportüberschüsse betrachtet auf Rang drei (+ 9 TWh). Einen negativen Exportsaldo verzeichnete Deutschland vor allem im Handel mit Tschechien (- 8,5 TWh) und Dänemark (- 6,5 TWh). Polen und Schweden erreichten je einen Exportsaldo von etwa 2,5 TWh im Handel mit Deutschland.

Abbildung 2: Mittlere Exportleistungen. Linkes Bild 2012, rechtes Bild 2010, 2011 und 2012

Das Monatsprofil der mittleren Exportleistung zeigt, dass diese in den Sommermonaten am geringsten war. Der Vergleich mit historischen Daten macht deutlich, dass sich Deutschland von einem Stromimporteur in den Sommermonaten zu einem Exporteur entwickeln konnte.

Abbildung 3: Mittlere Exportleistungen eines Wochentags (Mo-Fr)

Bei Betrachtung der mittleren Exportleistungen typischer Wochentage und typischer Wochenendtage fällt auf, dass vor allem zu Spitzenlastzeiten zwischen 12 und 16 Uhr ins Ausland exportiert wurde. Zusätzlich kann in den späten Abendstunden und nachts ein deutlicher Export verzeichnet werden.

Vorteile durch das europäische Verbundsystem werden beim Anstieg der Last in den frühen Morgen- und Abendstunden deutlich. Durch die Verringerung der Exportleistung fällt der Lastanstieg für die konventionellen Kraftwerke nicht so stark aus.

Eine monetäre Betrachtung mit dem deutschen Börsenpreis als Grundlage ergibt, dass Deutschland elektrische Energie im Wert von rund 2,89 Mrd. € exportiert und Energie im Wert von rund 2,05 Mrd. € importiert hat. Die Zahlen entsprechen dem Gegenwert der übertragenen Energie am Day-Ahead Handel des deutsch-österreichischen Marktgebiets an der EEX. Der Exportüberschuss hatte somit einen Gegenwert von 840 Mio €. Der errechnete Durchschnittspreis beträgt 42,17 €/MWh für deutsche Exporte und 44,51 €/MWh für Importe aus dem Ausland.

Die exportierte Strommenge erzielte in den anderen Marktgebieten häufig einen höheren Preis als auf dem deutschen Markt. Dies ist auf eine Entkopplung der Strommärkte bei unzureichender Exportkapazität zurückzuführen. Somit lag der Gewinn deutscher Exporte über dem Gewinn, den das Exportsaldo an der deutschen Börse erzielt hätte. Die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Pressemeldung vom 02. April 2013 zum Thema Stromexporte weist einen Überschuss von 1,4 Mrd. € aus.

 

Projektkontext:

Die Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. führt zusammen mit 13 Industriepartnern das Projekt „Merit Order der Energiespeicherung im Jahr 2030“ durch. Das Projekt wird im Rahmen der „Förderinitiative Energiespeicher“ von der Bundesregierung gefördert. Die Partner stammen aus Deutschland und Österreich und sind in den Bereichen Automobilwirtschaft, Übertragungsnetze und Energieversorgung tätig.
Die Betrachtung und Behandlung des Austauschs elektrischer Energie mit dem Ausland ist ein wichtiger Teilaspekt des Projekts. In diesem Kontext ist eine bilanzielle Analyse der Import- und Exporthandelsflüsse der letzten drei Jahre durchgeführt worden.

Datengrundlage:

Die Berechnungen für die kommerziellen Exportflüsse von Deutschland ins Ausland wurden auf Grundlage der von dem Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E veröffentlichten Daten zu den Cross-Border-Schedules durchgeführt. Die Strompreise sind die von der EEX veröffentlichten Marktdaten.