24.02.2020

Von der Blockchain zur Blockchain-Plattform

Als dritter Teil der Beitragsserie zu den Chancen der Blockchain in der Energiewirtschaft steht im Folgenden die Entwicklung der Blockchain hin zur Blockchain-Plattform und die damit verbundenen Möglichkeiten im Fokus.

Was macht die Blockchain zur Blockchain-Plattform?

Mit der Veröffentlichung des Ethereum White Papers  als Weiterentwicklung des ursprünglichen Blockchain Konzept wurde der Grundstein zur Entwicklung von Blockchain-Plattformen gelegt [1]. Essenziell ist hier das Konzept der Smart Contracts, welche die Option bieten, Programme auf der Blockchain zu hinterlegen und diese automatisiert Tätigkeiten abwickeln zu lassen. Sie ermöglichen so einen hohen Grad der Automatisierung, da z. B. Geschäftsprozesse durch sie abgebildet werden können. Mit der Einführung von Smart Contracts ging die Entwicklung sogenannter Smart Contract Oracles und Distributed Apps (dApps) einher, (vgl. Abbildung 1).

Abbildung 1: Komponenten einer Blockchain-Plattform

a) Smart Contracts

Als Smart Contract bezeichnet man automatisiert ausführbare Programme, die dezentralisiert auf einer Blockchain Plattform laufen. Sie bilden dabei mittels Programmcode bestimmte Aktionen ab, die anhand von erfüllten Bedingungen selbständig ausgeführt werden können. Meist sind diese Aktionen mit der Ausführung von Transaktionen auf der Blockchain verbunden. Die Bedingungen können durch bestimmte Ereignisse auf der Blockchain, Anfragen von Benutzern, Transaktionen oder anderen Smart Contracts ausgelöst werden. Diese definierten Prozesse können mitunter sehr komplex sein und gesamte Geschäftsprozesse abwickeln. Typische Anwendungsfälle sind dabei:

  • Datenspeicherung und Verwaltung, wie auch die Erstellung von Tokens
  • Verwaltung von Vertragsbeziehungen zwischen sich unbekannten Teilnehmern
    ohne Intermediär
  • Interaktion und Datenbereitstellung mit anderen Smart Contracts
  • Komplexe Authentifizierungsmöglichkeiten (z.B. Multisignature Zugriff)

b) Smart Contract Oracles

Smart Contract Oracles stellen eine Erweiterung des Smart-Contract-Konzepts dar. Sie ermöglichen neben den genannten Funktionen zudem die Interaktion von Smart Contracts mit Systemen außerhalb der Blockchain. So können sie auf externe Daten oder Ereignisse reagieren und diese auf der Blockchain verarbeiten. Diese externen Daten können beliebiger Natur sein: denkbar sind sowohl Inputs von digitalen Plattformen (z. B. SAP, CRM, Marktplätze) oder Webseiten-Input (über eine Web API), aber auch durch Sensoren erfasste Werte aus allen möglichen Bereichen. So können z. B. auch reale Dokumente oder Verträge hinterlegt werden und nach der (digitalen) Unterschrift automatisiert durch Smart Contracts ausgeführt werden.

c) Decentralized Apps

Decentralized Applications (dApps) können als Software-Anwendungen verstanden werden, die dezentral auf einem P2P-Netzwerk, also nicht nur auf einem einzelnen Computer, ausgeführt werden. Sie ermöglichen somit den Netzwerkteilnehmern, miteinander zu interagieren. dApps sind dabei nicht explizit beschränkt auf Blockchain-Anwendungen und werden bereits seit der Einführung von P2P-Netzwerken diskutiert. Mit Hilfe von dApps können Geschäftsmodellen auf Basis einer (Blockchain-) Plattform umgesetzt werden. Prinzipiell bestehen sie aus dem Frontend, also der Benutzerschnittstelle, welche auch außerhalb der Blockchain-Umgebung ausgeführt werden kannm und dem Backend, also den verknüpften Smart Contracts / Oracles auf der Blockchain (vgl. Abbildung 2).

Abbildung 2: Decentralized Apps als Schnittstelle von Nutzern und Blockchain Infrastruktur